Ein Turm und der Kranichzug

von Franz (Fotos) – Eigentlich wollten Markus und ich zu einer schönen Wanderung in die Hohe Mark bei Haltern Holtwick fahren. Dazu wollten wir mit einem E-Auto eines Carsharing-Unternehmens anreisen. Leider waren die Batterien nicht wie versprochen voll geladen. Der Ladezustand zeigte nur noch 130 mögliche Kilometer an. Für eine Fahrt von 100km hin und zurück erschien uns das zu wenig. Schnell umentschieden und das Wandergebiet der Schälker Heide angesteuert. Das haben wir nicht bereut, wie sich später zeigt.

Erinnerung an unsere pferdeverrückten Töchter

Vom Wanderparkplatz an der Letmather Straße gelangen wir schnell auf den pfadigen Letmather Rundweg 3. Oberhalb des Lottenbachtals hat sich die Landschaft aber radikal geändert. Holzeinschlag und der Abtransport mit LKWs haben aus dem früheren Waldweg einen großen Wirtschaftsweg gemacht. Erst bei der Überquerung des Lottenbachs kehrt die Erinnerung an die frühere „Idylle“ zurück. Wir laufen hoch bis zum Waldweg der vom Hof Böckelühr bis zur Schälkstraße führt. Markus und ich tauschen Erinnerungen an gemeinsame „Kurzwanderungen“ aus. Mit Pferden am Halfter und unseren Töchtern und Sohn im Sattel haben wir so manchen Samstagnachmittag hier oben verbracht. Die Pferde wussten genau, wie weit sie für einen einstündigen „Ausritt“ laufen mussten. Den früheren „Umkehrpunkt“, an dem es wirklich schwierig wurde, die Pferde weiter zu führen, haben wir wiedererkannt. Durchsetzungsfähigkeit war gefordert, wenn wir die Pferde für einen längeren Ausritt gebucht hatten.

Naturschauspiel am Himmel

Von der Schälkstraße geht es hinunter nach Stübbeken. Hinter Stübbeken beginnt der schönste Teil  der Tour. Ein toller Kammweg führt hinauf zum 1908 in Stahlfachwerkweise erbauten Humpfertturm. Schöne Weitsichten darf man hier nicht erwarten. Die hochgewachsenen Bäume verhindern die Sicht. Wir machen unsere Pause in der noch wärmenden Herbstsonne auf dem Turm. Dann das: lautes Rufen von Kranichen kündigt einen Kranichzug an. Uns bietet sich ein unglaubliches Naturspektakel. Ein Zug nach dem anderen überfliegt unseren „Aussichtsturm“ und kreist in Sichtweite unter einer dunklen Wolke, um in der Thermik an Höhe zu gewinnen. Es müssen tausende von Kranichen über uns hinweg auf der Route Richtung Frankreich und Spanien über uns hinweg gezogen sein. Es fällt schwer, den Turm zu verlassen und weiter zu wandern.

Wir genießen auf einem neuen Pfad am Humpferturm die Aussicht ins Lennetal. Auf der Schälker Landstraße ziehen noch einmal riesige Kranichzüge am tiefblauen Himmel über uns hinweg. Wir sind tief berührt und freuen uns über das „Glück“, dass uns der Vormieter des E-Autos nicht voll geladene Batterien hinterlassen hat.

Kaum zuhause angekommen, höre ich schon wieder das Trompeten der Kraniche. Riesige Züge ziehen über unsere Dächer hinweg und schrauben sich unter einer dunklen Wolke in die Höhe.

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