Ein Mahnmal und viel Grün

Von Franz (Fotos) – Markus und ich wollen autolos in eine Wanderung einsteigen und suchen uns dafür den Dortmunder Süden mit seinen großen Waldgebieten Niederhofener Wald und Bittermark aus. Zwei Kirschbaumalleen und der Rombergpark sollen einbezogen werden. Wir starten im Pferdebachtal am Juistenkamp und erreichen schnell die Sugambrerstraße in Hörde. Diese Straße und seine Kirschbäume kenne ich seit über 40 Jahren durch meine Anfangszeit als junger Fotograf bei der Stadtteilzeitung der Westfälischen Rundschau. Die bunte Kirschblüte habe ich damals paradoxerweise auf S/W-Film gebannt, Farbe spielte im Zeitungswesen noch keine Rolle. Jetzt auch nicht unbedingt, denn die Kirschblüte ist leider schon fast vorbei.

Stadtkulisse mit Westfalenstadion und Hochöfen

Durch das Marksbachtal und über den Admiralsplatz in Wellinghofen erreichen wir das Niederhofener Holz, den alten Namen verdankt der Wald dem Gut Niederhofen. Wir dringen in die grüne „Hölle“ des Stadtwaldes ein und freuen uns über einen schönen Pfad unter mächtigen Buchen. Ein Schlenker zurück an den Waldrand muss noch gestattet sein, denn von hier hat man einen tollen Panoramablick auf die Stadtkulisse mit Westfalenstadion im Westen bis zur Stadtkrone Ost. Der Name der Versicherung kommt mir bei der Nennung „unseres“ Stadions nicht über die Lippen. In der Mitte des Panoramas erheben sich der Gasometer und die Hochöfen von Phoenix West. Der kleine Umweg hat sich gelohnt.

Berührende Erinnerungen

Nach „Überschreitung“ der B54 steuern wir in der Bittermark das Mahnmal für die über 300 Zwangsarbeiter und Widerstandskämpfer an, die die Gestapo zwischen dem 7. März und dem 12. April 1954 auf einer Waldlichtung in der Bittermark, im Rombergpark und in Hörde ermordet hat. 89 von ihnen wurden auf einer Wiese im Stadtwald in einem Gemeinschaftsgrab beerdigt. Erst am Karfreitag 1960 wurde das von Archtitekt Will Schwarz und von Bildhauer Karel Niestrath gestaltete Mahnmal eingeweiht. Ein unbekanntes Opfer wurde in der von einem französischen Künstler gestalteten Krypta beigesetzt, die nur einmal im Jahr bei der Gedenkveranstaltung am Karfreitag geöffnet wird. Die stilisierten in Stein gemeißelten Gesichter und die Menschen hinter Stacheldraht zeigen das Leiden der Opfer des Faschismus. Viele Male habe ich an der Karfreitags- Gedenkfeier beruflich als Fotograf der WR und privat teilgenommen. Besonders die Reden von Jean-Louis Forest, dem Präsidenten der Vereinigung der französischen Arbeitsdeportierten, und von Gisa Marschewski (VVN) haben mich immer wieder stark berührt. Rechts neben dem Mahnmal saßen die Delegierten der Zwangsarbeiterorganisationen mit ihren Fahnen, sehr beeindruckend.

Kirschblüte im Rombergpark

Unser nächstes Ziel ist der Rombergpark, den wir durch das Schondellebachtal erreichen. Auch die Kirschblüte in der Stoffregenallee hat ihren Höhepunkt überschritten. Trotzdem fotografieren viele Besucher mit ihren Smartphones sich selbst und ihre Begleitung, oftmals als Brautpaar „verkleidet“. Zum Höhepunkt der Blüte reisen wahre Menschenmassen, angetrieben durch Instagram und Co., aus dem weiten Umland an. Überall blühen jetzt Hasenglöckchen, Azaleen und Rhododendron. Ich führe Markus noch zu meinem bevorzugten „Ansitz“ für Fotos von Hauben- und Tannenmeisen in der Nähe des Staudengartens. Dann laufen wir vorbei am Sumpfzypressenteich zurück ins Pferdebachtal. Eine abwechslungsreiche, aber auch geschichtlich interessante Wanderung liegt hinter uns.

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