Die Würger vom Kleiberg

von Franz (Fotos) – Das hätte ich nicht für möglich gehalten! Truppen- und Panzerübungsgelände kann man als Pazifist doch niemals schön finden. Nun haben sich aber aus einigen Relikten der Militärzeit artenreiche Naturschutzgebiete entwickelt. Dort, wo früher Panzer über das Gelände donnerten, grasen heute Heckrinder (auerochsenähnliche Taurusrinder) und Konik-Pferde und halten die Vegetation kurz. Viele Singvögel wie Wiesen-, Baumpieper, Feldlerche und Neuntöter haben hier eine Heimat gefunden.

Die Würger vom Kleiberg

Am Hang des Haarstrangs südlich von Soest liegt der ehemalige Standortübungsplatz Kleiberg. Wir starten vom Parkplatz am Restaurant Steinkiste. Gleich hier finden sich Relikte eines neolithischen Galeriegrabes (3000 Jahre vor Christus). Auf einer betonierten Panzerstraße, die mitten durch die weiten Wiesenflächen und kleinen Wälder führt, kann man zwei Aussichtsplattformen erreichen, die einen weiten Blick über die Soester Börde bieten. „Die Würger vom Kleiberg“ steht auf einer Infotafel. Was klingt wie ein Filmtitel von Krimiautor Edgar Wallace aus den 60er Jahren,  verweist auf den Neuntöter oder Rotrückenwürger, der hier auf den weiten Wiesenflächen mit dornigen Büschen lebt. Er ernährt sich von großen Insekten, die er zur Vorratshaltung auf Dornen (z.B. beim Weißdorn) spießt. So erklärt sich auch der „grausige“ Name, denn in früheren Zeiten glaubten die Menschen, dass der Singvogel erst neun Insekten fängt, um dann eins zu fressen.

Jagdglück und tierische Liebe

Mein „Jagdinteresse“ ist jedenfalls geweckt. Ich wollte ja schon auf den ehemaligen Panzerübungsplätzen Apricke in Hemer und Stilleking in Lüdenscheid Neuntöter fotografieren. Das ist mir nur nicht gelungen. Also ein neuer Versuch. Wir wandern durch das Naturschutzgebiet. Meine Blicke scannen die Büsche und die Wiesen ab. Das scheint aber nicht die richtige Methode zu sein, den Neuntöter aufzuspüren.  Auf einer Infotafel steht nämlich, dass man möglichst unbeteiligt an den Büschen vorbei flanieren und sich erst nach einigen Metern umdrehen solle. So könne man mit etwas Glück den Neuntöter entdecken, der neugierig hinterher schaut. Also richte ich die Kamera erstmal in den Himmel, wo Mauersegler mit tollen Flugmanövern Insekten jagen.Von weitem sehen wir auf einem abgetrennten Wiesenteil die Taurusrinder mit ihren beeindruckenden ausladenden Hörner. Zwischen den Kühen und Kälbern ein kapitaler Bulle. Ein solches Muskelpaket nähert sich einer säugenden Mutterkuh und leckt sie hingebungsvoll ab, was die Kuh offensichtlich sehr genießt. Nach einiger Zeit ist der Bulle dran. Still verharrt er vor der Kuh und lässt sich ebenfalls abschlecken. Das muss Liebe sein!!! So habe ich das noch nicht erlebt. Meine ganze Konzentration ist auf die Heckrinder gerichtet, die ich ausgiebig fotografiere. Als ich mich schließlich wieder aufrichte, entdecke ich plötzlich oben in einem nahestehenden Busch einen Neuntöter. Ich war wohl unbeteiligt genug für meine „Jagdbeute“. Unverhofftes Glück! Zum Ende der kleinen Tour können wir noch im Gelb baden. Weite blühende Rapsfelder und gelbbauchige Schafstelzen – ein lohnendes Fotomotiv.

Fazit: Eine abwechslungsreiche kurze Wanderung mit tollen Naturerlebnissen in einem wunderschönen Naturschutzgebiet.

Nachbemerkung: Wir haben bei der ersten Wanderung nur den westlichen Teil des Naturschutzgebietes erlaufen. Jetzt haben wir eine komplette Tour über den Kleiberg gemacht. Diese Tour haben wir in outdooractive für alle zugänglich gemacht. Erweiterbar ist diese Wanderung mit einem Abstecher nach Buecke, wo der Steinmetzbetrieb Schulte im Aussengelände schöne Arbeiten ausstellt.

 

 

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