Was für ein Herbsttag!

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Ihr müsst schon entschuldigen, wenn wir hier manchmal in überglückliche Gefühle ausbrechen. Es gibt wunderbare Tage, die man gerne mit anderen Menschen teilen würde.
Denn Franz war schon von der Hinfahrt nach Breitenbruch/Arnsberg ratz begeistert. Der Möhnesee, die Nebelbänke, die Sonnenstrahlen… Goldgelbes und rotes Laub weht uns schon beim Start um die Ohren. Selbst Markus, eher auf der trockenen Seite des Humors, meint nach den ersten Schritten in den Wald: „Wildromantisch hier.“ Tau glitzert allüberall auf den Wiesen, die warme Sonne streichelt Gemüt und Körper, was für ein Herbsttag! Die Spinnen waren fleißig und über ihre kunstvoll gewebten Produkte macht Franz sich mit der Kamera her. Jo, kann dauern, diese Tour…

Richtig Spaß im Wald

Wir schnüren von Breitenbruch gefühlt kilometerweit über einen schmalen Pfad, rechts und links wuchern Hallimasch und Franz meint: „Hier macht die Waldroute richtig Spaß.“ Da, by the way, auch noch ein Steinpilz daneben steht und Franz sich an seine letzte Mahlzeit erinnert: Die Steinis seien nicht so aromatisch gewesen. Eine ähnliche Erfahrung machte auch eine frühere liebe Kollegin in Witten, die gern mit ihrem Hund stromert und Pilze sammelt. Kann es am Revier liegen, Laubwald beispielsweise, wo diese Steinpilze gefunden wurden, ein anderes, geschmacksprägendes Terroir, wie Weinliebhaber formulieren würden?

Jetzt testen wir Steinpilze aufs Aroma

Da wir noch weitere Exemplare aus dem Laubwald pflücken, werden wir sie einer wissenschaftlichen Vorgehensweise unterwerfen und mit Geschmackserfahrungen mit Steinpilzen aus dem Fichtenwald vergleichen. Beobachtung, Hypothese, Experiment, These, Wiederholbarkeit, Verifizierung oder Falsifizierung. Gott, wer kennt das noch? Heute gilt ja schon als wissenschaftlich, wenn sich Wissenschaftler fürs Klima auf die Straße kleben.

Basta, entschieden, äh, verschoben

Darf man da (auf einer Wanderung) überhaupt das Thema Atomkraft und Weiterbetrieb von drei Kraftwerken bis ins Frühjahr 2023 diskutieren, das ja am Wochenende mit einem rigorosen Basta des Kanzlers Olaf Scholz entschieden, äh, verschoben worden ist? Dünnes Eis, dünn, dünn, nicht wahr, Franz? Das entscheidende Wort fiel weit nach der Niedersachsenwahl (Abschaltung AKW Lingen, Emsland), in der Ministerpräsident Weil Prozente sammeln musste, kurz nach dem Parteitag der Grünen am Wochenende, der sich – mit Wissen um diese Entscheidung des Kanzlers in seiner Richtlinienautorität – wohl in seine Einzelteile zerlegt hätte. Ein Schelm, der Arges dabei denkt. Diese Diskussion ist noch nicht vorbei, sie wird im Vorfeld des 15. April 2023 und mit Wissen um einen möglicherweise beschissenen Energiewinter erneut an Fahrt aufnehmen. Scholz wird sich dann vermutlich nicht mehr erinnern…

Im Wald keine Endlagerung nötig

Schlechtes politisches Theater, deshalb wenden wir uns lieber wieder der grandiosen Inszenierung der Natur zu. Schön, nachhaltig, gefahrlos zu konsumieren, außer fallenden Blättern (auf dem Bürgersteig) keine Endlagerung nötig, und dann diese Farben! An der „Grünen Hoffnung“, offenbar einem früheren Forsthaus, ist es einfach malerisch. Noch tiefes Grün am Boden und im Wasser (Brunnenkresse?), oben an den amerikanischen Eichen leuchten nur noch die Rippen in einem ansonsten lederfarbenen Blatt blutrot. Die kleine Schmalenau, die neben uns mäandert, ist auch nicht zu verachten. Wir passieren einen steinernen Steg vor dem Hevearm der Möhne und landen in einem Hain aus Amerika- und deutscher Eiche, bisken Ahorn war, glauben wir, auch dazwischen, Farbexplosion quasi Hilfsbegriff, der Waldboden ein ockerfarbener Teppich. „Was für ein Gedicht“, sagt Franz, und das ist noch nicht einmal romantisch gemeint, sondern echt und anfassbar.

Divers, diese Natur

Oben am Torhaus der Möhne tragen die Bäume Kriegsbemalung, vermutlich Kunst oder so. Der ganze Garten herum ist vollgestellt mit Figürchen und Krempel, „Kunstgewerbe“, meint Franz, genauer würde der Sauerländer sagen: Kitsch trifft Kunst.
Wir trollen uns rüber und rauf zum Möhneturm (grandios Blick – danke, Roman Weidenfeller) und weiter durch eine offener gewordene Natur. Hier wechseln sich Kyrillflächen mit nachwachsender Natur, Käferfraß-Lichtungen und viel intakter Laubwald ab. Die Landschaft ist diverser geworden, um mal ein Wort der Identitätspolitiker zu verwenden. Also hier finde ich das supergut!
Und immer wieder farbige Jahreszeitszenarien die geeignet wären, selbst einem Alien das Phänomen „Herbst“ ohne Worte zu erklären. Schönheit, Wandel, Vergänglichkeit.
Das mit der Wiedergeburt erklären wir ihm dann im nächsten Frühjahr.

2 Kommentare zu “Was für ein Herbsttag!

  1. Heimatliche Gefilde. Sehr schön. Die Gegend kenne ich nur zu gut, da das ja quasi vor der Haustür liegt. An der Heve, vor’m Torhaus seid ihr verkehrt abgebogen und habt den schöneren Pfad hoch zum Turm rechts liegen lassen :)

    Bin immer wieder begeistert von den Fotos.

    Jacov

    • Danke Jacov. An den schöneren Pfad erinnere ich mich auch noch, den hätten wir auch besser genommen. Dafür sind wir oberhalb vom breiten Hauptweg noch einmal abgebogen, war aber kein wirklicher Ersatz.
      Viele Grüße, Franz

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