Birdrace – möglichst viele Vögel erkennen

von Franz (Fotos) – „Nicht die Vögel rennen, sondern die Beobachter hinter selbigen her“. So heißt es beim Dachverband Deutscher Avifaunisten, der Name leitet sich von den lateinischen Wörtern „avis“ für Vogel und „Fauna“ für Tierwelt ab. Über 320 Teams aus Deutschland und Luxemburg haben sich am Samstag auf den Weg gemacht, um innerhalb von 24 Stunden innerhalb e der Grenzen eines Kreises oder einer Stadt möglichst viele Vogelarten zu entdecken . Dabei zwei Teams vom NABU Dortmund. Wir treffen uns um 5.30 Uhr am Torhaus Rombergpark in Dortmund, dabei vier ornithologische Vollprofis und ein Laie (ich). Und schon geht es los. Die meisten Vogelarten werden am Gesang erkannt und bestimmt. Eine „Hörung“ oder „Sichtung“ muss mindestens von einem weiteren Beobachter bestätigt werden.

Feines Gehör und gute Augen

Da bin ich außen vor. Unter den vielen Vogelstimmen, die am frühen Morgen erklingen, kann ich nur vereinzelt mal eine mir bekannte Art heraushören. Mit welcher Sicherheit unsere „Cracks“ Andrea, Michael, Volker und Volker auch feinste Nuancen im vielstimmigen Gewirr erkennen, nötigt allergrößten Respekt ab. Auch wenn uns zu Beginn unserer Beobachtungstour noch ein paar Regentropfen auf die Mütze fallen, ist die Lichtstimmung mit kleinen Nebelschwaden über dem Rombergparkteich wunderschön. Natürlich werden bei der Runde um den Teich schon viele Vogelstimmen und Vögel erkannt. Kanadagänse, Nilgänse und sogar eine Mandarinente kann auch ich zuordnen. Bei einer Vogelstimme muss aber das Aufnahmegerät einspringen und die Bestimmung später erfolgen. Bin mal gespannt.

Weiter geht es zum Niederhofener Wald. Ein Kolkrabe brütet hier und wird auch sofort gehört. Im Wannebachtal grasen Moschusenten. Am Hengsteysee beobachten wir zunächst von der Brücke. Die Wasservögel entgehen uns nicht. Dann laufen wir zur Lennemündung. Über dem Wasser wabern Nebel und wie bestellt, biegt ein weiblicher Gänsesäger gefolgt von zwei männlichen Bewunderern um eine Landzunge auf der Ruhr. Weit entfernt auf einem Busch am gegenüberliegenden Ufer sitzt ein Eisvogel. Ich finde ihn nicht durch mein Fernglas.

Der Uhu zeigt sich nicht.

Am Steinbruch Imberg in Syburg soll der Uhu, eigentlich wie jedes Jahr, brüten. Die andere Gruppe hat ein Jungtier gesichtet. Wir suchen mit Spektiv und Ferngläsern den Felsenhang ab, leider gelingt uns keine Sichtung. Auch der Friedhof in Syburg, eigentlich ein Hotspot der Vogelbeobachtung, hat uns heute nicht viel zu bieten. Im vergangenen Jahr war hier der Iberienzilpzalp aufgetaucht. Das führte zur Anreise von Ornithologen aus weiten Teilen Deutschlands. Den Gefallen tat er uns diesmal aber nicht.

Ab ins Auto und hurtig zum Phoenixsee. Die Wolkenbildung über dem See – phantastisch. Das Wetter zwar kühl, aber doch besser als vorhergesagt. Mehl- und Rauchschwalben flitzen über die Wasseroberfläche. Ein Haubentaucherpaar tänzelt in der Seemitte. Die Dorngrasmücke zwitschert ihr Liedchen und ein Flussuferläuferpaar balzt auf einer Insel. Hier gibt es viel aufzuschreiben.

Auf den Feldern, westlich vom Flughafen, wollen unsere OrnithologInnen auf jeden Fall Feldlerchen sichten. Falsch gedacht! Der Bauer hat seine Felder bestellt und es ist viel zu kahl. Nichts für die immer seltener auf Dortmunder Stadtgebiet anzutreffende Feldlerche. Dafür laufen drei Steinschmätzer in weiter Entfernung über den Acker. Am Ruf erkannt und durch das Fernglas gesichtet. Aufschreiben. Nebenan stolziert eine Saatkrähe. Jetzt sind wir schon bei über 60 Vogelarten angelangt. Nicht schlecht!

Ein Highlight – gelb leuchtender Girlitz

Auf dem Pleckenbrinksee zwischen Wickede und Kurl schwimmt ein Schnatterentenpaar. Eine Schafsstelze sucht Nistmaterial und dann eines der Highlights dieses Tages: ein gelb leuchtender Girlitz sitzt auf einem Zaunpfahl auf der anderen Wiesenseite. Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Gneisenau ein weiterer Höhepunkt. An einem Grashalm schaukelt ein Schwarzkehlchen, eine Besonderheit für Dortmund. Fünf Wiesenpieper fliegen auf. In Scharnhorst haben wir dann noch schnell einen Feldsperling „mitgenommen“ und am Lanstroper See wollen wir eine Wiesenweihe finden. Das andere Team hatte Glück. Wir nicht. Dafür hören wir an der Deponie Grevel den wunderbaren Ruf der Nachtigall.

Die Flugkünste der Kiebitze

Zum Abschluss unseres Birdrace fahren wir zu den Regenrückhaltebecken in Mengede. Mehrere Kiebitze präsentieren uns ihre Flugkünste und paaren sich kurz am Teichrand. Kindheitserinnerungen kommen auf, als Kiebitze praktisch auf jedem Acker zu finden waren. Die Zeiten sind vorbei. Flussregenpfeifer laufen am Ufer der Emscher, Graugänse und vielleicht eine Augenbrauenente treiben auf dem Wasser. Eine Wolkenwand zieht von Nordwesten auf und um 18.30 Uhr beschließen wir, dass es für heute reicht. Auf dem Zählbogen stehen beachtliche 90 Vogelarten, dank der Identifizierungskünste der vier Vogelbeobachter. Ich konnte nur noch staunen und habe mich gefreut, teilnehmen zu dürfen.

 

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