Beim Ziegenmelker

Von Franz (Fotos) – Vor einigen Tagen meldet ein Vogelbeobachter auf der Seite der OAG Unna (Ornithologische Arbeitsgemeinschaft) einen Ziegenmelker in den Hemmerder Wiesen. Eine außergewöhnliche Beobachtung, da der in Afrika überwinternde Nachtjäger normalerweise helle Kiefernwälder und Heideflächen bevorzugt und die Hemmerder Wiesen als Feuchtgebiet bekannt sind. Die sehr gut getarnte Nachtschwalbe muss aber auch erst mal entdeckt werden. Tagsüber ruht der Ziegenmelker auf größeren Ästen oder Zaunpfählen und bewegt sich kaum. Erst in der Dämmerung beginnt er seine Jagd nach Insekten. Allerhöchste Hochachtung vor dem Vogelbeobachter, der den Ziegenmelker tatsächlich auf einem Zaunpfahl ruhend am Rande des Schutzgebietes entdeckt hat. Ich besuche die Hemmerder Wiesen am späten Nachmittag und habe Glück, dass drei Ornithologen mit einem Spektiv und Kamera auf dem Zugangsweg stehen und den seltenen Vogel anvisieren. Ohne diese Hilfe wäre mir der Ziegenmelker wohl „durch die Lappen gegangen“.

Ein ungewöhnlicher Name

Aber wie kommt der Ziegenmelker zu seinem ungewöhnlichen Namen? In Wikipedia steht dazu: „Der Name geht auf Plinius den Älteren zurück. Er beschrieb den Ziegenmelker in seiner Naturalis historia (Liber X 26 Ivi 115). Angeblich sog er Ziegen nachts die Milch aus, wodurch diese erblinden oder sterben würden. In Wirklichkeit wird der Ziegenmelker aber wohl eher von den Insekten angelockt, die das Weidevieh begleiten, und die Sage stammt von einer gewissen Unheimlichkeit, die den kauzähnlichen Vogel umgibt.“ Hätten wir das auch geklärt. Leider gibt es nur eine Perspektive auf den scheuen Vogel. Eine Lücke in der dichten Strauchhecke lässt den Blick aus ziemlicher Distanz auf den auf einem Zaunpfahl sitzenden Vogel zu. Ich komme ins Gespräch mit den Vogelbeobachtern, die über die erstmalige Sichtung in den Hemmerder Wiesen auch ziemlich erstaunt sind. Ein sachkundiger junger Mann (ich schätze ca. 13 Jahre alt) erzählt mir von vielen anderen Beobachtungen, die er vor allem im Winter in der Zugzeit hier schon gemacht hat. Er wohnt in Hemmerde und hält sich ziemlich oft im Naturschutzgebiet auf. Schade, dass ich aus Dortmund kommend, das Gebiet nur selten ansteuern kann.

Schöne Morgenstunden

Am nächsten Morgen bin ich allerdings um 5.15 Uhr vor Sonnenaufgang wieder da. Der Ziegenmelker ist mit seiner nächtlichen Jagd schon fertig und ruht wieder auf dem Zaunpfahl. Es ist noch ziemlich dunkel für gute Aufnahmen. Über den Feldern wabert noch Nebel, die Wildblumenwiese aus Margeriten und Lichtnelken leuchtet schon lila-weiß. Was für eine tolle Stimmung. Ein Kuckuck ruft, die Singvögel starten ihr Morgenkonzert. Wow, echte Glücksmomente. Ich laufe den Stichweg weiter und möchte gern die tirilierenden Vögel ablichten. Aber Mönchsgrasmücke und Co. verbergen sich hinter dichtem Blattwerk. Dann taucht ein Reh am Ende des Weges im Nebel auf, schönes Reh und schönes Licht. Käfer und Fliegen hängen bewegungsunfähig unter der Blüte von Wiesenkerbel, auf Körper und Flügeln feine Tautropfen. Eine Rostgans sitzt am Rande des Feuchtgebietes auf einem Zaunpfahl im Nebel. Zwei Junghasen flitzen durch eine Furche am Ackerrand, knabbern am Gras und erfreuen sich ihres jungen Lebens. Ich genieße den Morgen und freue mich über ein paar schöne Fotos. Das Highlight ist natürlich der in der Soester Börde seltene Ziegenmelker.

 

 

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