Läuft… beim Bamenohler Wasserkraftwerk

Warum macht ein Kraftwerk als Attraktion mit beim Deutschen Mühlentag? „Weil es ums Wasser geht“, sagt Karin Müller, die am Pfingstmontag mit Kolleginnen und Kollegen des Ruhrverbandes und der Lister- und Lennekraftwerke (LLK) den zahlreichen Besuchern des Bamenohler Laufwasserkraftwerkes Rede und Antwort steht.
Endlich! Endlich habe ich es mal geschafft, den architektonisch auffälligen Bau am Ortseingang von Bamenohl, der an die Industriedenkmäler des Ruhrgebiets erinnert, beim Mühlentag zu besichtigen. Immerhin steht das Jugendstilgebäude dort bereits seit 101 Jahren. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges begann der Ruhrtalsperrenverein ab 1921 mit dem Bau, zwei Jahre später ging es in den Betrieb. Zum Hundertjährigen haben „uns die Leute die Bude eingerannt“, sagt Tobias Maraun, der im Maschinenraum im unteren Geschoss Funktion und Technik erklärt.

„Was der Fluss uns gibt”

Kurz gesagt: Abgezweigtes Wasser aus der Lenne stürzt aus 7,2 Metern Höhe vom Obergraben in zwei Francisturbinen mit einem Schluckvermögen von je 6,3 Kubikmeter/sec, zwei fette Generatoren mit 214 Umdrehungen/min setzen die Energie des Wassers um und erzeugen durchschnittlich 2,2 Millionen kWh Strom im Jahr. „In guten Jahren“, räumt Tobias Maraun ein, „den Wert haben wir aber schon lange nicht mehr erreicht.“ Denn die Leistung des Kraftwerks ist wasserabhängig, „wir müssen damit arbeiten, was der Fluss uns zur Verfügung stellt.“

Lennewasser läuft aufs Kraftwerk zu

Etwa zwei Kilometer vor dem Kraftwerk wird Wasser aus der Lenne über ein Wehr abgezweigt und in den neu gestalteten Obergraben geleitet, übrigens eine schnöde Betonrinne. Denn die historische Bruchsteinmauer, die ehemals den Obergraben einfasste, war brüchig geworden und wurde bis 2014 ersetzt. Eine Etage höher, über dem Maschinenraum, läuft der Obergraben auf das Kraftwerk zu. Ruhig, spiegelglatt liegt das Wasser vor der Kraftwerksanlage, aber es ist trügerisch. „Gegen die Strömung kommt auch ein versierter Schwimmer nicht an“, sagt Mitarbeiterin Stephanie Richter. Deshalb ist Schwimmen im Obergraben verboten.

„Seit 2023 klimaneutral”

„Das ist ja ganz billiger Ökostrom“, sagt ein älterer Herr (ich bin auch einer). Der erzeugte Strom wird jedoch nicht ins allgemeine Netz eingespeist. Mit einem großen Teil wird zunächst die nahegelegene Kläranlage des Ruhrverbandes in Borghausen versorgt, eventuelle Überschüsse ins nachgeschaltete Netz der Bigge-Energie eingespeist. „Wir verbrauchen den Strom selbst“, sagt Mitarbeiter Jan Wrede, „seit 2023 sind wird klimaneutral.“

Wasser von doppeltem Nutzen

Grundlastfähig ist das Bamenohler Werk mit seiner Leistung nicht. Lastspitzen am Morgen fange das Biggekraftwerk am Ortsausgang von Attendorn ab. Ein silbriger, unscheinbarer Kasten, der es in sich hat. Von der darüber gelegenen Biggetalsperre stürzt Wasser aus 50 Metern Fallhöhe herunter, erzeugt Strom und wird in den Fluss Bigge eingespeist, der wiederum in die Lenne mündet und, später vereint mit der Ruhr, das gleichnamige Gebiet mit Trinkwasser versorgt. Wasser von doppeltem Nutzen.
*Journalisten, auch ältere, sind nicht immer technikaffin. Fehler gehen auf meine Kappe.

1 Kommentare zu “Läuft… beim Bamenohler Wasserkraftwerk

  1. Mike, toller Bericht mit schönen Fotos und verstanden habe ich die technischen Beschreibungen „vollumfänglich“. Der „ältere“ Journalist hat es einfach drauf.

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