Hagener Hochtour

Von Michael (Text) und Franz (Fotografie) – Hagener Hochtour? Wir sind natürlich nicht so vermessen, auf dicke alpine Buxe zu machen. Aber kalt und eisig war’s schon und das Schöne an der Runde: Man sieht von Hagen — wenig. Gehst du los im Ortsteil Dahl…

Vormann-Brauerei, sind das nicht die, die auch im Freilichtmuseum Mäckingerbach-Tal süffiges Bier brauen? Gleich vor dem Dahler Kirchlein aus dem 13. Jahrhundert lockt die erste Einkehr schon vor der Wanderung…

…zu der ich Franz aber nicht überreden kann. Er zückt nach 200 Metern die erste Banane und schreitet ungerührt voraus. Also ab über die Steinbrücke, die über die Volme führt. War das eine Wasseramsel, die da über die Wasseroberfläche sauste, schiefergrau, weiße Brust? Hab‘ ich bisher nur in den Alpen gesehen, meint Franz. Überm kalten Wasser sitzt ein Kormoran und wartet aufs Mittagessen.

„Ein bemitleidenswerter Torso”

Hinter der Brücke: ein Wegweiser. Schräg nach oben geht es zum Mond,  „384.600 Kilometer” steht darauf. Eine Angabe, die nicht zukunftsfest gemacht ist, beim Jupiter! Wer in Dahl in ferner Zukunft mit seinem Sternenantriebsauto losdüst und nicht volltankt, hat beim Apogäum (Erdferne) des Mondes Pech und muss noch gut 22.000 Kilometer als Anhalter durch die Galaxis.

Wir verringern unsere aktuelle Entfernung um eine Handvoll Höhenmeter und stehen alsbald vor der Priorlinde, bzw. vor den kümmerlichen Resten des mehr als 1000 Jahre alten Baumes. 1 Hauptstamm, sieben Nebenstämme, gestützt, verseilt, geschraubt, irgendwie vorm finalen Umfallen gesichert. Ein „bemitleidendswerter Torso”, heißt es mitfühlend auf der Informationstafel.

Der eisige Wind leckt kalt in feuchte Genick

An der Kandelaberlinde führt der Wanderweg steil hoch und wir erreichen die Schneefallliegenbleibgrenze. Die Spechte klopfen, die Kleiber pfeifen, die Sonne lächelt ein paar Grad wärmer auf der Wohlfühlskala und du kannst den Eiszapfen beim Tauen zuschauen. Auf der Höhe wird es ungemütlicher. Der Ostwind leckt auf Luv von hinten mit eisiger Zunge ins schweißfeuchte Genick. Immer wieder führt uns die Strecke von wärmerem Kalt zu kälterem Kalt, von Lee zu Luv. Die neuen Hightech-Wanderjacken halten, was ihr Hersteller verspricht: dicht bis zu 20.000 mm Wassersäule, leider auch von innen. Über Entlüftungsklappen unter den Achseln lassen wir überschüssige Flüssigkeit verdampfen, die sich beim Anstieg auf die Volmehöhen angesammelt hat.

Einkehren kannst Du hier vergessen!

Unter dem Weiß, auf der schneeverwehten, abschüssigen Straße, liegt pures Blankeis. Wer hier mit dem Auto bremsen muss, geht so was von ab, frage nicht! Fußgänger jedoch werden mit der Aussicht auf eine sonnigkalte Winterlandschaft bis weit ins Sauerland entlohnt. Wir laufen auf dem Kamm auf viel Teer, von eigens angelegten Wanderstrecken abseits der Straße keine Spur. Wie denn auch, man könnte sie höchstens parallel zur Straße auf Feldern und Wiesen anlegen. Wir sehen einsame Ecken in Gottes schöner Welt, in denen man sich wundert, dass hier schon Strom und Wasser liegen. Muckelig warm Einkehren in dieser Einöde, Franz und das hast du nun davon, kannst du vergessen.

Zurück ins Tal folgen wir einem Trampelpfad im Schnee, Wegmarken sind kaum zu sehen. Hinter der Hamper Mühle müssen wir noch mal mühselige Höhenmeter auf den vereisten Spuren eines grobstolligen Treckerreifens machen. Also Lüftungsklappen auf, der Schweiß muss raus!

Irgendwo auf einer verlorenen, a….kalten Bank schieben wir uns die wärmereflektierenden Sitzkissen unter den Hintern. Um uns herum haben Wildschweine den gefrorenen Waldboden großflächig umgeworfen und nach Nahrung gesucht. Kerl, watt ist das schön, dass Menschen Bütterkes schmieren können! 

Franz_Michael_klein

Die Tour wurde aufgezeichnet mit der Kompass-App und nachbearbeitet:

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