Belchen – Kurzbesuch bei den Göttern

Von Martin (Text) und Franz (Fotos) – „Die erste Station von der Erde zum Himmel“ nannte Johann Peter Hebel den Belchen. Er war nicht der Erste der diesen Berg im Schwarzwald mystisch verklärte: Schon bei den Kelten galt der Berg als heilig, sein Name soll sich von Belenus, dem Gott des Lichts ableiten. Unser Ziel ist heute prosaischer, wir wollen auf Schneeschuhen den Gipfel besteigen. Unser Gefährt stellen wir am Pass  „Hau“ bei Böllen ab und müssen feststellen, dass hier der Gott des Lichtes wohl ordentlich zugeschlagen hat: Es fehlt der Schnee für besagte Schuhe. Also werden sie erstmal auf den Rucksack geschnürt und wir laufen in flottem Tempo – dank des kühlen Windes – den Berg hinauf.

Kriegsruinen, …

Vorbei an einer sternförmigen Schanze aus den Pfälzisch-Spanischen Erbfolgekriegen (was es alles an Kriegen gab!!) und einem Schild, das uns über den Ortsnamen „Hau“ aufklärt: Eine Verteidigungsmaßnahme, bei der Bäume so gefällt wurden, dass der Feind durch die liegenden Baumkronen abgewehrt werden sollte. 

… Bäume und Felsen,

Die knorrigen Bäume an unserem Weg werden von Franz als Buchen identifiziert, ich muss meine Birkentheorie aufgeben (an Birken wachsen keine Bucheckern). Mit zunehmender Höhe stellt sich auch der Schnee ein, sodass wir die Schneeschuhe anschnallen können bzw. müssen, blankes Eis auf schmalem, steilem Pfad ist ein schlagendes Argument. Umgebung und Aussicht bieten uns wieder ein Fest für die Augen. Nur der kühle Wind gönnt uns keine entspannte Pause.

… das Belchenhaus …

Kurz die Aussicht am Hohfels genießen, dann weiter aus dem Wald heraus über freie Flächen und schon stehen wir etwas überrascht vor dem Belchenhaus – schneller als erwartet. Vor der Einkehr geht es aber auf den wenig höher gelegenen kahlen Gipfel. Der Oberrheingraben öffnet sich unter uns, Freiburg ist zu erkennen und auch der Feldberg.

… und ein historisch-astronomischer Exkurs

Leider nicht zu erkennen ist der Elsässer Belchen (Ballon d´Alsace), auch Kleiner und Großer Belchen und der Schweizer Belchen tarnen sich in Dunst und Wolken. Fünf Berge mit demselben Namen? Das führt uns zurück zu den Kelten: Vom Elsässer Belchen aus gesehen geht die Sonne zur Tag-und-Nacht-Gleiche (Frühlings- bzw. Herbstanfang) genau hinter dem Schwarzwälder Belchen auf, zur Sommersonnenwende über dem Kleinen Belchen und zur Wintersonnenwende über dem Schweizer Belchen. Und über dem Großen Belchen erscheint die Sonne am 1. Mai, dem keltischen Feiertag Beltane. Ein gigantisches astronomisches Kalendersystem, das die Kelten vor gut 2000 Jahren genutzt haben sollen. 

Über solchen Betrachtung wächst dann doch die Lust auf Kaffee und Kuchen, die wir im schönen Belchenhaus befriedigen. Unseren Rückweg suchen wir uns dann westlich davon durch steiles, felsiges Gelände, steigen nach Süden weit hinab und müssen noch einen langen Hangweg oberhalb der Belchenhöfe bewältigen, auf dem uns dann wieder der Schnee ausgeht. Müde und sattgesehen erreichen wir wieder den Pass.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht unter "rund" und "verschlagwortet" mit ".
Direktes Lesezeichen zu diesem Beitrag: permalink.

Kommentar zu “Belchen – Kurzbesuch bei den Göttern

  1. Hallo,
    Interessante Betrachtung zu den astronomisch- kalendarischen Verhältnissen der Belchen-Berge. Wo habt ihr das recherchiert?
    Gruß
    Aurora

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*
Website