Lieber Delmenhorst

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – „Ich bin jetzt immer da, wo Du nicht bist; und das ist immer Delmenhorst“ (Element of crime). Wir sind nicht in Delmenhorst sondern in Sundern, was einerseits gut ist, andererseits aber wiederum nicht.
Fangen wir also damit an, dass es von Vorteil ist, an diesem Tag nicht im Hochsauerlandkreis eine Runde zu drehen, weil: Deutscher Wandertag in Winter- und in Schmallenberg. Unsere Befürchtung: von stockbewehrten Wandermaschinen in Gruppengestalt überrannt und überrollt zu werden.

Gesichtslose Wege

Auf der anderen Seite, um wieder bei Element of crime zu sein, gehört Sundern auf die Liste jener langweiligen Orte, die man fürs Wandern nicht unbedingt braucht. Hatte Franz das gewusst, als er diese Tour ausgesucht hat?
Geahnt hat er es wohl. „Es ist schwierig, attraktive Wege aus Sundern heraus zu finden“, entschuldigt er sich vorauseilend. Gesichtslose Wege, das trifft es am besten. So ist in der ersten halben Stunde doch von Nachteil, nicht im Hochsauerland zu sein. Dafür haben wir beim Wetter, nach extremer Hitze und extremer Nässe (Meinkenbracht), genau die Mitte getroffen. Angenehmes Schlenderwetter.

Wieder in Bewegung

So sind wir also wieder en marche. Nebenbei: Wir waren schon in Bewegung, als Emmanuel Macron En Marche noch gar nicht erfunden hatte. Und transparenter und demokratischer als in der Europäischen Union geht es bei den Schlenderern sowieso zu. Fintieren und antichambrieren wie Macron es mit EU-Kommissionspräsidentenkandidat Weber gemacht hat, liegt uns fern. Käme ich je in Verlegenheit, Franzens Position als Kartenwart anzuzweifeln? Nie! (Obwohl manche „Schleife“ einen schon in die Verzweifelung treiben kann;-)

Keine Ahnung vom See

Endlich ein Pfad! Von Schwarzkitteln gepflügt. Und immer noch nicht eine Ahnung vom See, die Franz vom Weg hoch über der Sorpe erhofft hatte. „Das gefällt mir gar nicht“, grummelt er. Auch die Natur hat wenig zu bieten. Lediglich einige blühende Fingerhut-Schneisen durchbrechen das grüne Einerlei und hier und da befällt die mickerigen Himbeeren schon eine schamhafte Röte. Auch schön: ein dunkler Buchenhain-Tunnel mit Hauberg-Charakter. Dann ein Aufschrei: Man sieht ihn, den Sorpesee, zwischen Ästen und Stämmen hindurch. Das war es dann schon.
Wenig Aussicht, kaum Bänke unterwegs, langweilige Forststraßen sogar auf der „Waldroute“ – und hier viel Geschwalle um nichts. Diese Tour könnt ihr getrost vergessen.
Sundern? Dann schon lieber Delmenhorst.

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