Biken mit den Jungs

Von Michael (Text + Fotos) – Ab Ende März rollt am Clubhaus des Elsper Sportvereins jeden Mittwoch eine verwegen aussehende Mountainbiker-Truppe vor. Röppi ist da, Baker, Jan, Reini, Huba, Pille, Jochen, Jürgen, Jacek und einige andere mehr; ab 18 Uhr heißt es dann: Biken mit den Jungs.

Mountainbiken ist angesagt im Sauerland. „Nahezu in jedem Ort gibt es eine inoffizielle Gruppe von 10, 15 Mountainbikern, die regelmäßig zusammen fahren. Das Sauerland ist mit seinem abwechslungsreichen Gelände fürs Mountainbiken einfach super“, sagt Rudolf Becker, Leiter der MTB-Abteilung beim SSV Elspe. Becker war gerade in Südtirol und ist beim Stilfser-Joch-Radtag an dem autofreien Sonntag mit 11.400 anderen Fahrern das Stilfser Joch hochgefahren. 1800 Höhenmeter am Stück, immer nur nach oben. „Du denkst, das hört nie auf.“

„Ein ganz lockerer Haufen“

Oft geben Sportclubs oder der Sauerländische Gebirgsverein – wie etwa in Lennestadt-Meggen – den Bikern eine Vereinsheimat. Die Unterabteilung beim SSV Elspe wurde 2009 ins Leben gerufen. „Schon zuvor haben sich viele Leute der Altliga, die Knochen vom Fußball kaputt, getroffen und sind Mountainbike gefahren. Ein ganz lockerer Haufen“, sagt Rudi Becker. Er und Meinolf Schmitz wurden angesprochen mit dem Wunsch, die Gruppe – wie die Tennisabteilung des SSV – als eigenständige Abteilung zu gründen. „Die Sache läuft gut, wir sind 30 Leute, von denen plusminus 15 meist am Start sind, einige kommen sogar aus Nachbarorten wie Bilstein, Meggen, Maumke und Schöndelt.“

Tech-Talk, dann 600 Höhenmeter

Kurz vor 6 trudeln die ersten Biker mit ihren Rädern ein: Leftys von Cannondale, Rotwild, Stevens, Gary Fisher,  Steppenwolf, Hardtails, Fullys, geritten wird, was Laune macht. Nach dem fälligen Tech-Talk teilen sich die Sportler je nach Leistungsstärke in zwei Trupps, angeführt von einem Guide, der die Route ausfuchst. Baker macht das für die 1. Gruppe, Jürgen, Huba oder Ulli, Hufschmied und Kutschenfahrer, der jeden Waldweg kennt, für die 2. Gruppe. Die Touren führen über 25 bis 30 Kilometer bei 400 bis 800 Höhenmetern; nicht weit, sondern hoch heißt die Devise. „Im Juli schaffst Du eben ein paar Höhenmeter mehr als im März“, sagt Günter, mit Helmut in der Altersgruppe 60+, beide sind Konditionstiere. Klaus hat in diesem Jahr zum zweiten Mal den Alpen-Cross gemeistert: Jeden Tag Höhenmeter ohne Ende und ein Dreckswetter dazu.

Eine klasse Gemeinschaft

„Drecksberge“ (Gruppenjargon) mit knackigen Steigungen gibt es im Sauerland genug, auch am Hausberg der Elsper, dem Weilenscheid, kann man sich richtig fertig machen. Quälen gehört dazu, denn „von nichts kommt nichts“, grinst Jochen. Auf den Höhen wird man belohnt: mit ungeahnten und zuvor nie gesehenen Landschaftsausblicken und Sonnenuntergängen und dem Gefühl, einer klasse Gemeinschaft anzugehören. Hier wird niemand zurückgelassen, die fitten Biker warten auf die tagesformschwachen, zur Not bremst Huba die voreilenden ein.

„Ey, Du hast ein Schaf überfahren“

Nach ungefähr zwei Stunden wird die „Letzte Runde“ am Clubhaus gedreht. Genau an dieser Stelle muss man unbedingt darauf hinweisen, dass Einstufungen wie 1. oder 2. Gruppe nur relative Leistungsaussagen sind. Frotzeln kann die 2. Gruppe besser („Ey, Du hast ein Schaf überfahren, dazu noch ein schwarzes“ – Huba angesichts des dunkel bewollten Rückens von Helmut, der sich ein trockenes Shirt überzieht) und gerade am 24er Krombacher Rahmen vor dem Clubhaus offenbart die 1. Gruppe unerwartete Schwächen. Ob Sprint, Tempohärte oder Ausdauer – den Fahrern der 2. Gruppe macht so schnell niemand was vor. Gut, dafür müssen die Heizer „bergauf bremsen“ (Röppi), wenn sie einmal mit der 2. ausfahren. Das ist auch so ein Ding; wenn Gruppe 1 der Guide aka Baker fehlt, umgibt sie im freien Feld eine leichte Hilflosigkeit, eine angeborene Verlorenheit im Gelände, weshalb sie lieber die Zweite aufmischt;-))

Materialschaden am Schlenderer

Rudi, jetzt mal was Ernstes: Gab es auch Unfälle? „Bislang nur leichte Stürze mit Hautabschürfungen und Prellungen. Du bist der Erste, der ins Krankenhaus musste…“ Ähm, ja. So ein Zwischenfall kann an einem Schlenderer ganz schönen Materialschaden anrichten. Also, die Saison ist gelaufen, aber im nächsten Jahr bin ich wieder dabei, wenn es heißt: Biken mit den Jungs.

Michael_Autor

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