Morgens an der Bigge


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Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Woran mag es liegen, an der geschwungenen Landschaft, am milden Wetter, das geradezu zum Eierverstecken einlädt, dass wir uns auf einem Osterspaziergang wähnen? Eine mögliche Antwort auf die Frage bekommt, wer sich selbst auf die 20 km lange Runde um den Biggesee begibt.

Nach einer kalten Nacht genießen wir die herrliche Morgenstimmung, Nebel wallt noch über dem Wasser. Die „MS Westfalen“ liegt im Sonderner Hafen noch auf der Helling, am Rumpf wird gearbeitet, bald wird das Schiff mit seiner Schwester „MS Bigge“ in See stechen. Die Sonne britzelt auf dem Wasser wie eine Wunderkerze.

Tau lässt die Netze funkeln

Hinter der Brücke am Sonderner Kopf führt ein schmaler Steig steil hoch auf die Haardt. Tau läßt die vielen Spinnennetze wie gewaschen funkeln. Über dem Hof Howald öffnet sich der Wald und der Blick fährt über See und Sondern auf der anderen Seite. Tafeln und alte Imkergerätschaften erinnern an das segensreiche Wirken der Wildbienen. Warum es hier braust und brummt, finden wir aber erst später am Tag heraus. Ein wurzeliger Pfad endet am Staudamm Kessenhammer. Wandern und sehen verschmelzen zu einem dichten, intensiven Erlebnis.

Ein übergroßer Birkenholzstuhl

Manchmal treffen wir auf eine merkwürdige Wegmöblierung. Ein übergroßer Birkenholzstuhl erinnert an den Sozialreformer Franz Hitze. Der Geistliche aus Hanemicke war im Alter schwer herzkrank, sodass ihm seine Neffen bei Wanderungen stets einen Stuhl zum Ausruhen hinterhertrugen. Wanderer 2.0 setzen ihre vier Buchstaben auf ein isoliertes, leichtes Kissen, das in den Rucksack passt und überall gezückt werden kann. Hitze hätte sich sicherlich gefreut, wenn der nach ihm benannte Wanderweg auch orthografisch korrekt ausgezeichnet worden wäre. So lesen wir:
Franz
Hitze
Pfad
Überhaupt findet sich Denkwürdiges am Wegerand. Alle naselang sind Tafeln mit Sprüchen und Zitaten aufgestellt. Von Hermann Hesse zitieren wir den sprechenden Baum: „Heimat ist nicht da oder dort. Heimat ist in dir innen, oder nirgends“. Als bodenständiger Sauerländer kann man noch ergänzen: Oder da, wo der Schlüssel passt.

Weg freigegeben nur ab 18

Eindeutig schlechtes Zeug geraucht hat aber jener Poet, der dem Wald die magische Kraft zu „erotischen Irrfahrten“ verleiht und Rotkäppchen unterstellt, was mit dem Wolf zu haben. Als Mitglieder der Kommission für Freiwillige Selbstkontrolle von Wegebeschilderungen können wir diese Strecke daher nur für Wanderer ab 18 freigeben.

Schlenker zum Landgasthof Rosenthal

Auf dem Hohen Bilstein ist die Welt noch in Ordnung (für uns). Endlich mal ein echter, großer Tisch mit soliden Bänken, wir zücken die Butters und blicken zufrieden auf das dunkelgrüne Wasser hinunter. Nee, nach Olpe rein wollen wir nicht und erlauben uns an der Bigge statt dessen einen Schlenker hinüber zum Landgasthof Rosenthal mit schönem Biergarten, auch wenn er nicht weit unterhalb der Talbrücke der A45 liegt. Anschließend steigen wir über grasige Matten nach Alperscheid hoch, zu einem kleinen, hübschen Weiler, nach dem sich der Sauerländer Comedian Cilly Alperscheid benannt hat. Cilly, das wissen wir aus gut unterrichteten Kreisen, ist die Vetterin einer von uns sehr geschätzten Journalistenkollegin aus Kölllen.

Wir wär’s mit Südsauerlandkreis?

Das Summen und Brausen auf der Höhe stammt nicht von wilden Bienen, sondern vom regen Verkehr auf der A45 und ihren Zubringern aus Olpe und Attendorn, die den Biggesee wie eine Schere umklammern. Im Kreis Olpe brummt der Bär, respektive die Konjunktur. Prosperierender Wirtschaftsstandort plus weiche Standortfaktoren wie wunderbare Landschaft werfen die Frage auf, warum sich der Kreis nach einer mittelmäßig aufregenden Kleinstadt benennt. Südsauerland-Kreis hört sich gleich viiel besser an, hätte bundesweit Strahlkraft und Augenhöhe mit dem touristisch wie wirtschaftlich super beleumdeten Hochsauerlandkreis. Warum müssen immer wir auf solche guten Ideen kommen?

Der Weg zurück nach Sondern ist Genusswandern bei wärmenden Sonnenstrahlen mit viel und weit gucken.

 

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