Eine Vorahnung des Winters


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Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Diese Wanderrunde von Gierskopp aus um den Olsberg und den Heidkopf beginnt mit einer Lesestunde. „Was für ein Roman!“ Franz bekommt über seine Begeisterung für Lawrence Osbornes „Denen man vergibt“ den Mund nicht mehr zu. Ein sehr guter Kollege aus alten Redaktionszeiten hat es sogar zu seinem Buch des Jahres erkoren, und der Mann liest bei Gott viel. Deshalb machen wir uns gleich zu Beginn den Imperativ der weisen Metzgersfrau Stratmann/Heidenreich zu eigen: Lesen. Unbedingt!

Ein Buch von der Wucht einer Faust

Osborne entfaltet mitten in der marokkanischen Wüste einen fulminanten clash of cultures. Das britische Paar Jo und David Henniger befindet sich auf der Fahrt zu einer Party mit illustren Gästen, organisiert von den schwulen Freunden Richard und Dally. Der angetrunkene David überfährt in der Dunkelheit einen jungen Fossilienhändler am Straßenrand und taucht mit dessen Leiche im Fond vor dem feudalen Anwesen auf, in dem bereits ein ausschweifendes Gelage mit Alkohol, Kokain und Haschisch im Gange ist. Bittere Armut rings um ein Luxusressort, westliche Überheblichkeit und Ignoranz, eine archaisch organisierte Männergesellschaft, ein Toter, doch die Feier geht weiter mit Nacktbaden und Sex, als wäre nichts gewesen. Bilder von der Wucht einer Faust, die beim Leser ein Gefühl tiefer Hoffnungslosigkeit hinterlassen. Dann fordert der Vater des toten Araberjungen David auf, ihn zur Beisetzung in dessen Heimatdorf zu begleiten.

Auf dem Olsberg bläst ein heftiger Wind

Uns begleitet an diesem Tag eine Vorahnung des Winters. Doch der schmale, steile Bypass zu den üblichen Forststraßen, der zum Olsberg hochführt, bringt uns schnell in Wallung. Zwischendurch führt Franz Martin und mich auf einen Nirwana-Weg, will sagen: Es hat ihn mal gegeben – vielleicht. Insgesamt müssen wir aber der Wegeführung zum Gipfelkreuz Schneid und Eleganz bescheinigen. So sollten Wanderwege immer sein. Oben auf dem Olsberg (704 m) bläst uns eine heftige Brise um die Ohren. Tief Herwart, das sich hier totläuft? Auf dem Weg hoch mussten wir über eine umgestürzte Fichte klettern, die da noch nicht lange lag. Überragend ist die Aussicht nach allen Seiten.

Pilzsaison leider vorbei

Was die Pilzkenner unter den Schlenderern, Martin and me, zutiefst bedauern: Die Ernte war ergiebig, ist aber schon einige Zeit vorüber. Was die Damen und Herren der Hamburger Wochenzeitschrift ZEIT irgendwie nicht mitbekommen haben. Pünktlich zum Ende der Saison stellen sie fest, dass auch die jungen Deutschen („Ein Hipster steht im Walde“) jetzt Pilze sammeln gehen. Da müssen sie im Elfenbeinturm am Speersort erstmal einen Aufzug nach unten finden und dann auch noch einen Wald suchen, in dem Pilze stehen!

Zwischen Trost und Melancholie

Doch lassen wir das und genießen die Aussicht auf Bruchhausen und die gleichnamigen Steine, die sich aus dem Höhenzug über dem Ort erheben. Die Laubbäume sind fast kahl, auf dem Weg stapfen wir gelegentlich durch tiefe Blätterhaufen. Eine Jahreszeit beginnt, die zwischen stillem Trost und Melancholie schwankt, in der man sich wünscht, am Vorverstärker die Röhren glühen zu lassen und sich mit einem guten Buch und einem ebenso guten Rotwein im Geschichtenerzählersessel niederzulassen. Beim Buttern auf einer Bank merken wir: Ein Tee wäre jetzt schön (nur Martin hat daran gedacht). Und Handschuhe auch. Also Hände in die warme Hosentasche und ab in den Ort. Im Café Hagemeister in Bigge möbeln uns erstklassige Kuchen und Torten und sehr freundliche Gastgeberinnen wieder ein wenig auf. Kann ja wohl nicht schlecht sein, wenn Aki Watzke aus Erlinghausen sich hier ebenfalls seine Zuckerdröhnung holt;-)

 

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1 Kommentare zu “Eine Vorahnung des Winters

  1. Das Jahr ist noch nicht rum. Ich meine wg. „Buch des Jahres“. Aber Osborne ist natürlich schwer zu toppen.

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