Schlendern bei gemütlichen 2°

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Nach dem anstrengenden Gang über die Weinmesse ProWein ist mal wieder Genuss-Schlendern angesagt bei gemütlichen 2 Grad Celsius und Schneeregen: Von Olsberg geht es zum Ohlenkopf.

Das Wetter? Es ist einer von diesen grauen Tagen, Farbe nirgendwo. Der schwere Nassschnee ist mittlerweile in Nieselregen übergegangen. Sehr gute, widrige Bedingungen, um einen Materialtest zu absolvieren, denn der Chronist (me) hat eine neue Hose.

„Die Hose kann was”

Schwarz und sehr teuer. „Die Hose kann was“, versicherte der Chef eines Sportladens in LA (Lennestadt-Altenhundem). Canvas, also Segeltuch? Neeein, strapazierfähiges Hightech-Gewebe, an den stark belasteten Stellen verstärkt, die Enden der Hosenbeine sogar mit Kevlargewebe, belüftbar und stark wasserabweisend. Als der Verkäufer von unserem geplanten Lofoten-Trip hört, blüht er förmlich auf. „Diese Hose wird da oben in Norwegen produziert, die kommt da wech von.“ Und legt noch einen drauf: Nicht von kleinen Kindern in Asien mit blutigen Fingern genäht. Joo, gekauft, Mann.

Mmmh, made in Vietnam

Zuhause, bei der näheren Inspektion, winkt innen im Bund ein kleines Etikett: schwedische Firma, made in Vietnam. Mmmmh, klagen wegen Warenunterschiebung bzw. Betruges? Andererseits: Mit einem Rechtsstreit können wir unsere rosige Zukunft als Materialtester und Wanderer-Influencer, denen haufenweise outdoor-Zeugs günstig nachgeworfen wird, wohl abschminken (Smiley).

Was ein Tweet zu leisten vermag

Olsberg, 9.15 Uhr, die Frisur sitzt, die Hose auch. Franz legt wegen des hartnäckigen Niesels schon seine Regenhose an, ich nicht, ich habe ja eine Hose, die was kann. Wir schrauben uns südlich des Ortes in den Ohlenberg. Je höher wir stapfen, desto fester und weißer wird der Regen, bis wir auf 5-8 cm Neuschnee gehen. Steil ist es dazu, kräfteraubend, und kein „Flugtaxi“ (danke CSU, für eure digitalen Visionen) zu sehen, mimimi. Zu gucken gibt es wenig, also – als Portal für politische Wanderberichterstattung – reden wir. Über soziale Medien und ihre Macht, und was man mit einem Tweet von 144 Zeichen alles auslösen kann. Zum Beispiel eine Unterstützungsaktion für einen afghanischen Flüchtling und seine Familie. Sirat ist ein mittlerweile 18 Jahre junger Mann, den die Stadt Lennestadt im Herbst 2017 mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet hat. Er arbeitet freiwillig in einem Seniorenheim und ist in der Jugendarbeit des SSV Elspe aktiv. „Man fühlt sich gut, wenn man helfen kann“, sagt er bescheiden. Ein wachsamer Journalist reagierte auf den Tweet #Siratmussbleiben des SSV Elspe, ein Bericht in der Lokalzeitung folgte, danach sicherte die SPD-Fraktion im Stadtrat umgehend Unterstützung zu und will ein Bündnis gegen Sirats Abschiebung schmieden.

Unterm Schnee lauert Glatteis

Von diesem Thema ist es nicht weit zu Seehofer und seiner polarisierenden These (Der Islam gehört nicht zu Deutschland, wohl aber die hier lebenden Muslime). Wir lassen es aber schnell, bevor wir uns an die Köpfe kriegen, nur so viel: Franz ist und bleibt ein hoffnungsvoller Idealist, der andere (ich) hat eine verzerrte Wahrnehmung der Realität, er sieht sie so, wie sie ist und nicht, wie sie sein sollte (© Ambros Bierce, Wörterbuch des Teufels). Dann stehen wir auf dem Ohlenkopf, der ein mächtiges Gipfelkreuz trägt. Schützenbrüder haben es 1983 errichtet, Kyrill hat es 2007 geknickt, die Brüder haben es wieder aufgebaut, 14,30 Meter hoch auf dem 729 Meter hohen Ohlenkopf. Alles ist weiß, es kommt fast Adventserwartung-Stimmung auf. Und gefährlich glatt ist es beim Abstieg vom Berg. Unter der Schneedecke kauert der Frost, an einigen Stellen lauern daumendicke, abschüssige und unsichtbare Eisplatten. Franz reißt es 2 Mal übel von den Beinen, und so sind wir froh, als wir die Niederungen erreichen. Die Ruhr treibt braunbrühig vor sich hin, Inseln von Treibgut haben sich in der Strömung gebildet.

Referenzwanderhose!

Was fehlt? Das Resümee des Wanderhosentests. Der wichtigste Indikator für die Dichtigkeit einer Wanderhose ist für Wanderblogger die Feuchtigkeit des Reporterblocks in der Wanderhosentasche. Trocken, alles, während die Regenhose (!) von Franz an den Hosenbeinen Nässe gezogen hat. Eine verdammt gute Hose, dieSchlenderer tragen ab sofort nur noch Referenzwanderhosen der schwedischen Firma L.!

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