Über.Dem.WaldMeer

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Nehmen wir es einfach als gutes Zeichen, wenn uns kurz nach dem Einstieg in die „Holzfäller-Runde“ in Arnsberg-Breitenbruch der erste Steinpilz der Saison grüßt, wenn auch mit arg zerrupftem Hut. Es wird Besseres kommen, you can take that for granted!

Erst einmal umtreibt Franz eine Sorge. Werden Mountainbiker mit elektromotorverstärkter Unterstützung künftig auch den alpinen Raum erobern? Den Betriebsskeptiker unter den Schlenderern befallen böse Ahnungen, nachdem er einen Beitrag des bayrischen Fernsehens (Bergauf, bergab) verfolgt hat. E-Bikes sind ganz stark im Kommen, im Stadtverkehr und auch im freien Gelände. „Die fahren mit der Seilbahn hoch und heizen auf den Wanderwegen herum“, meint Franz.

E-Bikes in den Alpen?

Ein Mountainbiker jedweden Alters im Vollbesitz seiner Kräfte, halte ich gegen, wird sich niemals ein E-Bike kaufen, wenn er mit eigener Muskelkraft noch klettern kann. Außerdem begrenzen Akku-Reichweite und Können auf technisch heiklen Alpin-Trails die Ambitionen untrainierter E-Bike-Fahrer. Dennoch: Soll man in den Alpen motorisierte Räder verbieten?

Distelfalter und Prachtlibellen

Die Sichtung von Forellen im Hevensbrinkbach bringt uns auf andere Gedanken, bzw. auf das Spielchen: Was liest Du gerade? Klar, Lachsfischen im Jemen von Paul Torday, passt doch! Am Hevedamm jagen Schaf- und Bachstelzen hoch, unten flattern Distelfalter und gebänderte Prachtlibellen nahe der Wasseroberfläche. Wir gönnen uns den Anblick, bevor wir zum Torhaus weiterziehen.

Wir spielen „Baumharfe“

Mmmh, da stehen allerlei Kunstgegenstände (wir vermuten, der Kunstgegenständehinsteller sieht es so) herum, unter anderem eine feuerwehrrote Bulldogge. Einen Katzensprung später stehen wir im „Klangwald“ und spielen Baumharfe. Ein Herr Rellecke hatte die Idee dazu und hängte Metall an die Bäume, es gibt, u.a., eine Klangspinne, eine Windharfe, Aeolsharfen und eine Klangwaage. Letztere, so glaube ich, gab es auch in den 60er-Jahren beim Kult-Radio Loewe Opta, um die Klangfarbe einzustellen. Nur: Was denkt sich eine alte stämmige Buche, die für eine Zwangsinstallation namens Windharfe auf ihrer Rinde überhaupt nichts kann? Wir bimmeln noch einmal und ziehen weiter.

Ein Leuchtturm im Waldmeer

Zum Glück gibt es Dinge, die auch einen alten Arnsbergerwaldhaudegen wie Franz überraschen können. „Ach, das ist ja stark“, ruft er plötzlich in der Körbecker Mark, „etwas Neues!“ Jo, wir gehen mal darauf zu. „Leuchtturm im Westfälischen WaldMeer“ steht dran, es ist ein 42 Meter hoher Aussichtsturm, eröffnet 2015. Für die bescheuerte Rechtschreibung können wir nichts, ehrlich. Sie breitet sich aus wie eine Pest. Guck mal ins Ruhrgebiet, wie die da werben. „Dortmund überrascht.Dich“ Ne, echt jetzt? Wir texten mal für die Arnsberger: Über.Dem.WaldMeer.

„Pooh, ist das schön!“

Nach 206 Stufen, umringt von 690 Stangen Douglasie, auf 38,80 Metern Höhe angekommen, müssen wir einräumen: Überschriften können wir noch, wir alten gefeuerten Journalisten (wir würden es richtig schreiben…). Das „WaldMeer“ im Süden, das Westfälische Meer, den Möhnesee, im Norden: Der Anblick ist richtig klasse! Mitgeholfen bei der Rundumschau hat die EU und man fragt sich, warum die Europäische Union Kohle in eine ohnehin prosperierende Region wie das Sauerland pumpt, wo sie anderswo jemand nötiger hätte? Wir halten einfach mal die Fresse und zitieren Fünftklässler, die keuchend die Plattform erreichen: „Pooh, ist das schön!“ Eine junge Mutter mit ihrem Baby ergänzt: „Wir sind vor einem Jahr hierhergezogen; ein Traum, diese Region!“ Also gut: Geld gut angelegt, EU!

Ein frischer Bilderbuchsteinpilz

Den Appendix der „Holzfäller-Runde“ zum See hinunter kann man sich nach dem Möhneseeturm klemmen, wir gönnen uns den Schlenker entlang der Heve nach Neuhaus, wie Breitenbruch ein altes Holzfäller-, äh, Waldarbeiterdorf, und tunken die Füße ins Wasser (Franz).

Der Rest der Strecke zurück nach Altbreitenbruch findet sich, darunter ein frischer Bilderbuchsteinpilz. Jo!

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