Ein Zug durch die Gemeinde

Für diese Geschichte gibt es viele Überschriften, „Das schönste Tal des Sauerlandes“ etwa, passend wäre auch: „Ein Dorf feiert sich selbst“. Denn es ist genau das, wenn sich die plus-minus 83 Einwohner alle fünf Jahre zusammen mit Nachbarn und Gästen aufmachen zu einem Zug durch die Gemeinde: Schnadegang!
Start und Ziel ist, wie auch bei der Wanderung 2014, Hof Verse am Eingang des kleinen Ortes. Melbecke liegt abgelegen von der brausenden B55 zwischen dem Fretter- und dem Elspe-Tal und man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass es im weiten Umkreis das schönste Tal, eine Idylle ist.

„Die schönste Ecke des Kreises“

„Wie wohnen hier in der schönsten Ecke des Kreises Olpe“, sagt Josef (Jupp) Geuecke den mehr als 100 Gästen beim Schnadegang, „uns macht das Spaß, wir kommen zusammen und reden zusammen“. Die zahlreichen Stadt- und Dorfjubiläen ringsum animierten die Melbecker, auch zu feiern. „Aber es musste von der Größe her zum Dorf passen“, sagt Josef Geuecke. Also Schnadegang, 2004 startete der erste.

In Melbecke packen alle mit an

Jupp ist einer der Macher der dörflichen Gemeinschaft. Aber was heißt einer? In Melbecke packen alle mit an! Ob beim „Osterfeuer im Tal der Gesetzlosen“ oder beim Schnadegang alle fünf Jahre. Wirtin Ulla schmiert Brötchen, Guido vom Quinkenhof, ausgerüstet mit einer Literflasche Haselnuss-Brand, leitet den Lindwurm der Schnadegänger an, Nina dokumentiert das Treiben mit der Kamera, Torsten steht am Schwenkgrill, Maria an der Kuchenausgabe des Cafés in einem früheren Stall, Rainer und Herbert geben Biermarken aus, die Kinder helfen bei der Getränkeausgabe und Flascheneinsammeln. Ich habe vermutlich zahlreiche helfende Hände vergessen, aber jeder und jede im Ort hat seine und ihre Bedeutung. Das ist es wohl auch, was den Zusammenhalt in diesem Dorf so einzigartig macht.

Rast am Zwitscherkasten

Von Versen Hof geht es hoch Richtung Mondschein, dann nach rechts rüber zur Lutzi, dem Bildstock der hl. Lucia. Hier feiern die Melbecker gelegentlich, eine improvisierte Theke zeugt davon ebenso wie der Zwitscherkasten, den die Dorfgemeinschaft an einem Baum installiert hat. Wer ihn öffnet, dem klappen zwei Pinneken entgegen und eine Flasche Obstler. Selbstverständlich, dass sich an diesem Tag mit vielen durstigen Wanderern zusätzlich eine Kofferraumklappe öffnet mit den entsprechenden Getränken.

Larmeckequelle, Doppelkreuz, Hof Verse

Dann zieht der Tross weiter über die alte Landstraße bis hoch zur Larmeckequelle. Mehr als 80 belegte Brötchen verschwinden im Handumdrehen, zu einem gemütlichen Schoppen ist es an diesem Tag jedoch zu kalt und zu nass und so treiben Regen und Wind die Schnadegänger zum Kirchlöh, von dort aus zum Doppelkreuz, Teil eines alten, vergessenen Kreuzwegs in Obermelbecke und zurück zum Versen Hof. Feuerschalen lodern auf dem Hof, der Grill duftet, Frank baut einen Beamer auf für das Derby Dortmund-Schalke auf und die Kassierer an der Biermarkenausgabe haben einen tiefenentspannten Gesichtsausdruck: Schließlich wird der Gewinn der Veranstaltung wieder in das schmucke Dorf investiert. Die Brüder Meinolf und Herbert haben sich hier mal wieder getroffen, von Elspe kamen Fiete, Pille, Kiki, Matthew, Moni, Würmi und Eva und viele aus anderen Orten.

Und dann fängt der Zug durch die Gemeinde auch richtig an. Diesen Schnadegang müsste es jedes Jahr geben, meint:

2 Kommentare zu “Ein Zug durch die Gemeinde

  1. Toller Bericht, schöne Bilder und gute Kommentare. Danke, ein Dorf freut sich. ?

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