Kommt der Winter nicht

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Jagdhaus, hochgelegener Ortsteil des Städtchens Schmallenberg, ist ein ausgezeichneter Standort für Touren auf und an dem Rothaarsteig, kurze, lange und wunderschöne Wanderungen, nur im Kreis muss es gehen, in dessen Epizentrum das sehr/äußerst/unbedingt! empfehlenswerte Landgasthaus/Hotel Schäferhof liegt.

Das Wandermotto dieses Tages haben wir aus der Geschichte geklaut: Kommt die Winterlandschaft, bleiben wir; kommt sie nicht, gehen wir zu ihr (Danke, D-Mark bzw. Ex-DDR-Bürger). Jagdhaus ist ausreichend bedeckt, nichts für Alpinisten, die nur amtliche Höhen ab 100 cm akzeptieren, aber für uns reicht es. Durchgehend Altschnee mit feinperliger Graupelauflage, und kurz hinter dem Jagdhaus Wiese gestattet uns ein Wolkenloch den Ausblick ins grüne Tal hinunter. Zufrieden stapfen wir übers Weiß. Tourendesigner Franz hat etwas, kleines, Schickes um die 12 km entworfen (gefühlt gegangen im Schnee: 18 km).

Selbstreinigende Wanderschuhe

Hat ja einen Vorteil, u.a. macht man sich die Wanderschuhe nicht dreckig in brauner Matsche, sondern nur bei jedem Schritt selbstreinigend nass. Nachteil: Du siehst keine Pilze mehr, und schreibst, wegen kälteklammer Finger, weniger:

Gut, schieben wir einen Ausflug zum Neujahrsempfang der Stadt Lennestadt ein. Namenspatron der Stadt ist der frühere englische Lordkanzler, Theologe und Staatsphilosoph Thomas Morus, der für seinen unbeugsamen Glauben Kopf und Leben ließ. Im Schatten dieses Geistesriesen muss in jedem Jahr im Rathaus von LA (Lennestadt-Altenhundem, alter Fernseh-Gag) ein Menschlein eine Rede halten. Politische Schwergewichte waren hier, Heiner Geißler und Thomas Koschnick, und an diesem Mittwochabend nun ein – Schauspieler. Kann das gutgehen und vor allem: Kann er das, der Benjamin Armbruster, über Jahrzehnte Schauspieler an der Bühne Bielefeld und der Stadt Lennestadt über die Karl-May-Festspiele als Winnetou und aktuell als Dialogregisseur verbunden?

Indianische Listigkeit

Ist bei einem Vortragsprofi natürlich eine rhetorische Frage. Mit indianischer Listigkeit unterlief Benni Erwartungen an eine hochgestochene Rede. Migration war ein vorangestelltes Thema, Armbruster ist Siebenbürgen-Deutscher, anschließend reihte er eine Kette scheinbar zufälliger Episoden, lehrreicher Gleichnisse und Geschichtchen mit Schweyk’schem Humor vor den Gästen auf. Die Botschaften daraus: Nachdenken, klar, unverstellt sehen, die Ruhe und den Glauben an Etwas behalten, auch als Einzelner handeln. Das Stemmen großer Aufgaben fängt mit Veränderung unserer selbst an.

Zurück auf den Rothaarsteig. Eine Raupe krümmt sich über den Schnee. Zu früh oder zu spät dran oder was macht sie hier? Weit wird sie nicht kommen, entweder friert die Kälte sie zu Raupensorbet oder der Vogel holt sie. Gibt es nicht einen Verein „Raupen in Not“, der sich um solche Irrgänger kümmert? Benjamin Armbruster würde seine Antwort vermutlich in ein Gleichnis fassen.

Wir rasten an der „Millionenbank“, um die sich gleich drei Gerüchte ranken,  auf einer hochbeinigen Sitzgelegenheit für langbeinige Menschen (wir) und futtern. Ein Gartenbaumläufer tut es uns gleich und pickt emsig Larven aus einer Baumrinde.

Den Spaß gönne ich euch

Der Schnee fieselt mittlerweile dichter vom Himmel, die Flocken gewinnen an Gewicht. Dort, aus der weißen Wand, taucht Jagdhaus vor uns auf, der Schäferhof ist in greifbarer Nähe, da tönt Franz: „Wir machen noch einen Schlenker.” Ein steiler Pfad führt durch unberührten Schnee abwärts Richtung Heidkopf, und bald taucht erneut Jagdhaus vor uns auf. Doch Franz hält noch ein Schlenkerle bereit: „Den Spaß gönne ich euch.”

Endlich: Schäferhof. Im Ofen brennen Holzscheite. Cappuccino. Mandarinenschmandkuchen. Freundliche Bedienung.  Gastfreundschaft. Eine Behaglichkeit, der man sich nicht entziehen kann. Hin!

Franz_Michael_klein

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