Auf der Kristallweide

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Was benötigt man für einen perfekten Tag? Ein paar gute Wanderkumpel, bestes Winterwetter, ein Paar Schneeschuhe und eine fette Schneedecke rund um die Hohe Molmert.

Den Ausgangspunkt Wellin erreicht man von Westen über die Räriner Straße in Herscheid, von Osten über Plettenberg-Hüinghausen, Warbollen und Beul. Hört sich an wie Pampa, ist es auch. Gottseidank! Denn einen Katzensprung entfernt vom Waldhotel Wellin finden Martin, Franz, Fred und ich gleich eine große Spielwiese für unsere Wanderschuhergänzungsgeräte (aka Schneeschuhe von „Tubbs“; ein zufriedener Kunde: „Damit wandelst Du über den Schnee wie Jesus übers Wasser“). Der sanft gewölbte Hang glitzert kristallin im Sonnenlicht, eine Weide aus weißem Diamant, das Herz macht einen Luftsprung. Hinter der Kristallwiese folgen wir einem Wildwechsel hinüber auf einen Fahrweg und stapfen alsbald durch den tief verschneiten Winterwald.

Mann, macht das Spaß!

Allerdings ist es auch hier oben in der Einsamkeit eine Kunst, keine Spur zu finden. Trecker, Jäger, Waldbauern, Spaziergänger, Wild und Niederwild haben ihre Abdrücke hinterlassen; aber wir finden immer eine Schneise unberührten Schnees und lassen die Kristalle stieben. Mann, macht das Spaß, das ist Punk (okay, übertrieben)! Es lässt sich aber nicht von der Hand weisen: Der Impuls, von vorgegebenen Strecken abzuweichen, ist mit Schneeschuhen ungleich stärker als ohne…

„Links runter“ der running gag

… was gelegentlich dazu führt, dass die Vierer-Gruppe etwas an Peilung verliert. „Eigentlich müssten wir jetzt links runter“ wird zum running gag der Tour. Franz verweist entschuldigend auf seine Vor-Kyrill-Karten, in denen noch Wege zu finden sind, die es heute nicht mehr gibt. Vor ziemlich genau zehn Jahren senste der Orkan die bewaldeten Höhen des Sauerlandes weg und im großen Aufräumen verschwanden viele kleinere Pfade. Dennoch erreicht die Expedition unter Führung der DAV-Sektion Dortmund ihr Ziel: die erste Winterüberschreitung der Hohen Molmert (575 m) durch Birken- und Fichten-Dickicht :-))

Protest gegen Windräder

In der Umgebung des Berges stoßen wir immer wieder auf laminierte Protestplakate, die mit Panzerband um Bäume gewickelt sind: „Stoppt den Unsinn!“ – keine Windkrafträder auf der Hohen Molmert. Mmmh, wär‘ mir auch lieber, ästhetisch gesehen, aber ein schnelles Stimmungsbild in der Gruppe ergibt eine 3:1-Konstellation für regenerative Energieerzeugung. „Windräder lassen sich, im Gegensatz zu Atomkraftwerken, rückstandslos entsorgen“, sagt Fred. Gut, der hätte sie als Dortmunder auch nicht vor der Nase.

Eine Solo-Spur im Schnee

Zum Knobeln über den richtigen Weg gesellt sich das Rätsel einer geheimnisvollen, aber exakten Solo-Spur im Schnee. Mono-Ski oder Einrad? Doch wie hält man sich auf einem Reifen oder einem Ski in der Balance? Martins Einwurf („Schubkarre“) erscheint plausibel und so wir lassen wir das Rätsel ungelöst im Wald liegen.

Die große Wiese bei Wellin ist bei unserer Rückkehr bereits arg zerfurcht, wir legen noch ein paar Spuren dazu. Die Sonne hat die Nordhelle längst passiert und überzieht das Gelände mit Glanz und Schimmer. Sahnetag? Supersahnetag! Und großes Lob für den Streckenplaner: well done, Franz!

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