In der Camargue

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Der Himmel über uns ist orange-ockerfarben getönt, der Frost sprengt die Blätter vom Ast, so dass der Boden des Felsenmeeres changiert von lichtem Gelb bis hin zu ledrigem Braun. Ein Windstoß lässt die letzten Blätter einer Birke auf uns tropfen.
Im Felsenmeer waren wir schon einmal, weshalb ich mir Erklärungen zur Geologie und zu den Sagen, die diese irren Formationen umgeben, ersparen kann. Die Wiese gleich nebenan, hin zum Gelände der Landesgartenschau von 2010, schimmert luftig eisgrün vor Raureif. Die Garten-Messe unter freiem Himmel hat seinerzeit ein Herr Rüttgers eröffnet, erinnert sich noch jemand an ihn?

Die Finger blutig getippt

Eine LaGa ist natürlich ein großes Thema für eine Regionalzeitung mit Sitz im benachbarten Dortmund, weshalb sich schon Jahre zuvor, als die Entscheidung für diese Schau fiel, einige Journalistenkollegen von uns die Finger blutig tippen mussten. Legendär war auch jene Redaktionssitzung an einem Newsdesk am Dortmunder Brüderweg, in der ein aus Berlin zugezogener, aber zugegebenermaßen sehr guter Chefredakteur S. in einer zweieinhalbstündigen Diskussionsschlacht von 20-25 schreibenden Landeiern davon überzeugt werden musste, dass Konversion einer Kaserne in eine Landesgartenschau DEFINITIV ein Aufmacher-Thema für eine Regionalzeitung ist. Jedenfalls ist die Begrünung einer 30 Hektar großen, zuvor militärisch genutzten Fläche sinnvoller, als Panzer darüber brettern zu lassen. Meinen wir als Portal für pazifistisches und völkerverbindendes Wandern.

In den schattigen Hängen liegt Schnee

Wo früher Panzer möhrten, mampfen heute auf dem Hoppenberg Heckrinder und Dülmener Pferde, ein Bild wie aus der Camargue. Die Tiere sind anspruchslos und kälteunempflindlich, behauptet eine Infotafel am Weiderand. Müssen sie auch sein, bei Temperaturen unter/um Null Grad Celsius. Ein eisiger Wind zieht uns in alle Ritzen unserer Wanderkleidung. Von den Höhenzügen sehen wir, wie sich Jack Frost in den Tälern in den Boden krallt. Die schattigen Südhänge des Märkischen Sauerlandes sind sogar hier und da weiß überzogen.

Zwölf auf einen Streich

Das ist kein Milieu mehr, in dem Steinpilze wachsen können, oder was meint ihr? Martin meint, ist es doch und findet einen Steini, tiefgekühlte Frischware sozusagen. Überlegung: Soll ich mir für den Winter dieses Foto vergrößern lassen und im Wohnzimmer als Wandtapete aufhängen, das ein mysteriöser Detlef S. aus D. mir schickte? Zwölf auf einer Fläche, auf der Friedrich Merz früher mal seine Steuererklärung machen wollte. Gut, bierdeckelgroße Fläche ist übertrieben, aber es waren zwölf Steinpilze auf einen Streich.

1 seltener Vogel

Dagegen war es nur 1 seltener Vogel, den wir auf einem Acker vor der B229 vor Sundwig beobachteten. Vom Flugverhalten und Habitus her sicher kein Bussard, aber was dann? Nach zweieinhalbstündiger Diskussion ;-) einigen wir uns auf eine Weihe. Beim Studium von Vogelbestimmungsbüchern zuhause stellen wir aber fest, dass wir einen Mäusebussard im Jugendkleid (helle Morphe) gesichtet haben.
Als Naturbeobachter konnten wir auch erstmals einem jener scheuen Harvester bei der Atzung zusehen. Er packt unvermittelt eine ahnungslose Fichte in seine stählerne Klaue, und dann geht es ganz schnell. Absägen, entasten und in mundliche Stämme zerlegen in weniger als eine Minute. Als der Maschinenführer uns sichtet, stellt er seine Tätigkeit ein.
Zum Schluss: fröstelnd und durchfroren zurück. Überlegung: Winterruhe?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*
Website