Gresgenial

Von Dorothe (Fotografie) und Michael (Text) – Noch ein Blauen? Yess, es gibt im Südschwarzwald einen weiteren Berg, der wie der Blauen im Markgräflerland heißt. In der Nähe wohnt Gerald, ein früherer Kollege von Franz und mir, der mit seiner Frau Hilde nach dem jähen Aus unserer Ruhrgebiets-Zeitungsredaktionen nach Gresgen migriert ist.

Im Südschwarzwald gibt es keine Erstaufnahmestellen für Journalisten a.D.  wie uns und deshalb ist der Schritt, den die beiden von Westfalen nach Baden wagten, nicht hoch genug zu bewerten. Sogar ziemlich hoch, weil Gresgen liegt… aber dazu später mehr.

„Ich bin fast abgehoben bei diesem Panorama”

Also, jetzet: „Das ist ein Wahnsinnsblick. Ich bin fast abgehoben, als ich dieses Panorama zum ersten Mal gesehen habe.” Was Gerald meint: eine fast obszön geile Aussicht auf die Schweizer Alpen. Das Haus der Beiden liegt in Zell im Wiesental im besagten Ortsteil Gresgen auf rund Siebenhundertundnochwas-Höhenmetern. An diesem goldenen Oktobertag beleuchtet hochsommerliches Licht unsere Wanderung auf dem Hochplateau zwischen Wiesental und kleinem Wiesental. Vom Haus in Gresgen starten heißt, von früherem Rathaus des Ortes, das Hilde und Gerald zu einem einzigartigen Ruhepunkt gestaltet haben.

Die Augen stets im Rechtsanschlag

Unsere Wanderstrecke? Wir treten zunächst viel Teer, aber das ist unproblematisch, weil es hier kaum Verkehr gibt, dafür aber besagte Weitblicke. Du kriegst Halsstarre, weil die Augen stets im Rechtsanschlag sind, wo die Bergriesen im Dunst liegen. Bitte, bitte sagt, dass dies ein außergewöhnlich schöner Tag ist und das ihr so etwas Fundamentales nicht jeden Tag habt. Hilde meint nur: „Trotz meines Jobs bekomme ich das Gefühl, ständig in Urlaub zu sein, in Gresgen einfach nicht weg.”

Gerald weist in den Süden. „Siehst den Gletscher links neben dem Finsteraarhorn, der in der Sonne glänzt?” Ja, ja! Sowie das Schweizer Jura davor, den Vierwaldstätter See (nur eine Ahnung, weil dessen Dunst dort vor dem herrlichen Bergpanorama hochsteigt) sowie die unzähligen Gipfel, die Gerald kennt und teils dort oben war. Unter anderem, um hier mal ein bisschen name-dropping zu machen, war er auf dem Matterhorn (siehe Geralds Beitrag).

„War das ein Sonnenuntergang!”

Fotos? Weniger als gewöhnlich, weil meine Frauen sich auf Anhieb gut verstehen mit Hilde und Gerald und wir quatschen. Was die Mädels reden? Keine Ahnung. Gerald und ich reden Berge, wie Motorradfahrer Benzin reden, wenn sie sich treffen (in Klammern: über die größeren Dinger, über Berge in der Schweiz oder Italien oder Österreich oder Slowenien, über Touren, die wir gemacht haben). Ich sehe – Augen rechts – im Vordergrund: fast immer die Hohe Möhr, später auch mal Gipfel wie Seebuck und Feldberg in einer weiten, geöffneten Landschaft und den Hochblauen von der „falschen”, rheinabgewandten Seite und den Zeller Blauen, um den wir herumlaufen. Am Horizont Finsteraarhorn, Fiescherhörner, Eiger, Mönch, Jungfrau…

Auf den Zeller Blauen (1077 m) steigen wir aber nicht hoch zum Gipfel. „Trotz meiner Intervention bei örtlichen Stellen ist es nicht gelungen, dort oben eine angemessene Sicht zu gestalten”, feixt Gerald. Will heißen: Es müssten einige Bäume fallen. Zuvor erfahren wir (Westfalen) aber mit Erstaunen, dass es hier auch ein Örtchen namens Blauen gibt.

Es ist ein grandioses Ende der Welt

Zack! Zurück! So schnell haben wir noch nie 16 Kilometer verquatscht. Der Waldparkplatz oberhalb von Gresgen bietet wieder eine phänomenale Aussicht und ich zitiere hier mal unauthorisiert aus einer Mail Geralds am Vorabend: „War das ein Sonnenuntergang gerade! Wir mussten am Ortseingang von Gresgen anhalten und das Alpenglühen der Schweizer Bergkette von Chasseral (Jura), übers Berner Dreigestirn, die Walliser, den Titlis bis zum Tödi (Graubünden) zu bestaunen. Genug geschwärmt. Bis morgen.”

Was Gerald meinte, sah bei uns im Eggener Tal an jenem Abend so aus. Wir beneiden die Beiden, nicht nur wegen dieses gesegneten Stücks Land. Hier einen Neustart hinzulegen, verdient allen Respekt (you know: Westfalen meets Südbaden). Und das auch noch, wie uns Markgräfler Gewährsleute versichern, am Ende der Welt (Sauerländer wissen, dass ich mich anders ausdrücken würde). Aber wenn Gresgen wirklich am Ende der Welt liegen sollte, dann ist es ein wirklich grandioses Ende. Gresgeniale Lage!

Karte: Kompass-App für Smartphones, entsprechender Karten-Download, bzw. Gerald als Führer
Ein neues Buch listet Wanderungen mit Startpunkt Gresgen auf:
Uli Merkle: Zum Himmel geht’s über Gresgen, 182 Seiten,  ISBN 783000447600, 14,90 Euro

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2 Kommentare zu “Gresgenial

  1. Habe heute, nachdem ich Gerald diese Woche beim Sägelehrgang kennen lernte, mit meiner Frau auch diese Tour gemacht. Der Zufall wollte es, daß Gerald grade bei unserer Ankunft vor seinem Haus stand und wir so diese Tour gemeinsam machten.
    Schöne website, werde jetzt öfters mal rein schnuppern.
    Gruß Kurt.

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