Der Berg-Mann

Von Dorothe (Fotos) und Michael (Text) – Es gibt ein paar zwingende Gründe, Erwin im Berggasthof Oberöberst in Riffian-Vernuer am Ausgang des Passeiertals aufzusuchen. Man hat von der glasumrahmten Terrasse auf knapp 1400 Metern Höhe eine der besten Aussichten auf die Sarntaler Alpen, vom Hirzer über die Plattenspitzen bis zum Großen Ifinger, hier wird authentisch gekocht, die Gastgeber sind feine, herzliche Leute und nicht zuletzt: Erwin ist ein Berg-Mann, der dir viel über die Gipfel seiner Heimat erzählen kann, weil er häufig darauf unterwegs ist.

Es gibt zwei Möglichkeiten, den Berggasthof anzusteuern: mit dem Auto Richtung Passeiertal und hinter Riffian links die Alm hoch oder zu Fuß, und wir nehmen letzte Variante vom Tiroler Kreuz hoch über Dorf Tirol aus via Longfallhof und Wanderweg Nr. 24 und später 24 A, gut 600 Höhenmeter. Erwin ist an diesem Tag da, und es dauert nicht lange, und er setzt sich zu uns zum Ratschen an den Tisch. „Schön, dass ihr wieder hier seids”, begrüßt er uns und schon bald reden wir über neue Bergtouren, die wir unternehmen können.

„Bei Vollmond wunderschön”

Erwin besitzt die Fähigkeit, das Leistungsvermögen einzelner Bergwanderer und von Gruppen, bzw. dessen schwächstem Glied, einschätzen zu können, und je mehr Touren man unternimmt und ihm davon später erzählt, desto treffgenauer werden seine Analysen und Vorschläge. Man wächst mit dem, was man erwandert und ersteigt und schiebt seine Leistungsgrenzen und den Wagemut am Berg Schritt für Schritt hinaus. Den Laugen am Gampen-Pass muss man „langsam, ganz langsam angehen, denn es geht sofort sehr steil hoch.” Von Tschigat über die Lodner-Hütte oder Hasenöhrl rät er ab; vereist und/oder zuviel Altschnee in diesem Jahr, der Steigeisen und Seil erfordert. Sein Tipp: Das Rauhjoch (2922 m), schön zu gehen, wenn es nebelfrei ist und auf der Tour liegt eine Biwakschachtel mit Glasdach, „das muss bei Vollmond wunderschön sein”, sagt er. Hat er übrigens selbst noch nicht gemacht, dass mit der Übernachtung unterm Glasdach.

 Waltraud und Erwin sind ein eingespieltes Team

Wenden wir uns einer anderen Karte zu, auf der Sachen stehen wie Tiroler Gerstsuppe, Speck am Brettl und Marende-Teller. Erwin kann auch Kaiserschmarrn, Buchweizenomelett und Bärlauchnocken mit brauner Butter, oder macht das die Waltraud? Die beiden sind ein eingeübtes Team und stehen beide im Service und in der Küche ihren Mann, mittlerweile seit 36 Jahren gibt es den Berggasthof Oberöberst unter der Regie von Waltraud Raffl und Familie. Wo es einen Oberöberst gibt, muss auch ein Unteröberst nicht weit sein. Nur einen Steinwurf entfernt und einen gefühlten Höhenmeter tiefer von Waltraud und Erwins luftiger Glasveranda liegt das Gasthaus Unteröberst. Die Geschichte ist sehr alt und geht auf zwei Bauernsöhne zurück, die dort ihre Höfe errichteten. Der eine zuöberst, der andere darunter.

 Schafgarbe von weit oben

Zum Abschied nehmen wir noch einen Beutel Bergkräutertee mit. Denn Erwin ist nicht nur ein Berg-Mann (deren Leistung unter Tage wir im Ruhrgebiet seit jeher zu schätzen wissen), sondern auch ein Kräuter-Versteher. Selbstgesuchte Pfefferminze ist drin, Melisse, Scharfgarbe von weit oben, wo sie nur einen geringen Wuchs, aber ein konzentriertes Aroma entwickelt, Holunder, Bergthymian, Speik, „alles kreuz und quer”, sagt Waltraud, die die Kräuter anschließend zu Tees komponiert. Zehn Minuten ziehen lassen, fertig.

Berggasthof Oberöberst, Waltraud Raffl und Familie, Riffian-Vernuer
Tel.: +39 0473 24 13 51,  Samstag Ruhetag
www.oberoeberst.de (deutsche Oberöberst-Fanclub-Seite)
Wanderkarte: Kompass Nr. 053 Meran
Startpunkt: Tiroler Kreuz, Dorf Tirol

 

 

1 Kommentare zu “Der Berg-Mann

  1. Dorothe hatte mich auf die Urlaub-Photos aufmerksam gemacht. Ich hab sie genossen, bin sehr beeindruckt. Kein Wunder, dass es euch dort gefaellt. Bekam direkt Wanderlust.
    Die ganze Website gefaellt mir, ich brauche nur mehr Zeit sie zu durchstoebern. Macht weiter so. Demnaechst werde ich sie weiterleiten. Hab nur wenige deutschsprechende Freunde in Melbourne, aber in Deutschland ist garantiert jemand dran interessiert.
    Macht’s gut, bis demnaechst
    Baerbel

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