Äh, äh -gypten?

Von Michael (Text) und Franz (Fotos)  – Äh, äh, -gypten? Wer oberhalb von Lennestadt-Meggen aus dem Wald Richtung Ort poltert, wird einer sehr ungewöhnlichen Ansicht gewahr und kommt um obiges, recht rund gelutschtes Klischee nicht herum. Haben wir uns beim Wandern gründlich verhauen? Da stehen wirklich Pyramiden rum! Dahinter steckt ein für das Sauerland innovatives Konzept von Wissens- und Wissenschaftsvermittlung und das Ganze nennt sich Galileo-Park, ein „Ort des Staunens und Wunderns”, wie es Initiator Wolfgang Schmidt beabsichtigt.

Galileo? Da war doch was. Genau! Die wundervolle Fernsehserie „Knastmusik”, in der kleine Halunken und große Ganoven alles taten, um nicht aus dem gemütlichen Kittchen Finkenhain entlassen zu werden. In einer Folge verhunzt der großartige, leider verstorbene Komiker Diether Krebs den italienischen Wissenschaftler als Kalle Leo. Zum Schießen, wie Krebs im schlunzig-breiten Ruhrpott-Deutsch auf „Kalle Leo” herumritt!

Zwischen Kalle Leo (1989) und heutigem Galileo-Park (eröffnet 2005)  liegen fast zwei Jahrzehnte. Die Anlage mit den prägnanten Erlebnispyramiden auf dem Areal der früheren Sachtleben-Bergbaufirma ist mittlerweile, so sieht es der Betreiber und renommierte Mittelständler Wolfgang Schmidt, „ein heimliches Wahrzeichen des Sauerlandes” geworden.

„Wir holen unseren Kollegen hier raus!”

Schaun wer mal rein. Erstes Staunen: Das sind Störe! Wo? Da im Teich schwimmen gleich mehrere Störe umher, vom kleinen weißen Exemplar bis hin zu kleinen Kavenzmännern. Kenner wissen: In dieser Größe sind diese Fische schon recht kostspielig. Zweites Staunen: Das sind Nasenbären. Wo? Gerade – und bei der an diesem Tag vorherrschenden Hitze verständlich – leider nicht zu sehen. Dem Raunen im Ort zufolge sind die drei exotischen Tiere ein Herzensanliegen des Parkbetreibers und er soll sie selbst mit der Flasche großgezogen haben.

Der rote Alien, eine schräge Inszenierung

Thematisch gesehen hat man in Meggen ein Faible für Verschwörungstheorien und Paralleluniversen und macht daraus auch gar keinen Hehl. Man präsentiere wissenschaftliche als auch „rätselhafte” Themen, heißt es in einem Ausstellungs-Flyer. Die wirklich gute, fundierte Mondausstellung „Das Auge der Nacht” mit vielen Animationen und Gelegenheiten, Wissenschaft nachvollziehen zu können, wird umrahmt vom „Tatort Dallas” und der total schrägen „Geheimsache Red Alien”. Bleiben wir erst mal bei letztgenannter Ausstellung. Sie geht von der Annahme aus, es habe in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts (analog des angeblichen US-Fundes in Area 53) einen roten, sprich: sozialistischen Alien gegeben, bzw. der Extraterrestrier sei auf einem mecklenburgischen Truppenübungsplatzacker mitsamt seines Kokons geborgen worden. Der Künstler Ommo Wille hat sich dafür ein für die damalige DDR recht echt wirkendes Szenario aus den Fingern gesogen, eine geheime unterirdische Bunkeranlage mit Labors und Befehlsstand, die den Geist und den Mief des real existierenden Sozialismus respektive des Sowjet-Kommunismus atmet. 1990 zieht der große sozialistische Bruder aus der DDR ab, in der Berliner Charité tauchen die Alien-Aufzeichnungen unter normalen Krankenakten auf (Wir vermuten: A wie Alien?). Nur seine Überreste sind verschwunden…

Wahr oder nicht, das ist hier die Frage

Die Besucher der Bunkerschleuse haben ihren Spaß und dokumentieren ihn im Gästebuch („Wir kommen wieder und holen unseren Kollegen hier raus!”), eine niederländische Gruppe lässt die Ausstellung indes ratlos zurück, weil sie mit dem Zeug nix anfangen konnte. Wahr oder nicht, das ist nämlich genau die Frage, mit der der Galileo-Park zweifellos spielt, ebenso wie mit den krausesten Verschwörungstheorien bei dem Kennedy-Attentat; steckten nicht doch statt Lee Harvey Oswald das FBI, das CIA, die Mafia, das Militär, die Rüstungsindustrie, Fidel Castro oder sonstwer  hinter dem tödlichen Anschlag? Geschickt knüpft der Galileo-Park an das auch heute noch Unvorstellbare – die Landung der ersten Menschen auf dem Mond – das Unglaubliche: die mögliche Existenz eines Red Alien.

Als wir draußen, oberhalb des Galileo-Parks, in rest-verwundertem Zustand auch noch zwei Straußenvögel auf der Wiese sehen, glauben wir erstmal gar nichts mehr. Dieses Sauerland! Hew wi frögger nit kant!

Ausstellungen im Galileo-Park, geöffnet di-so 10-17 Uhr:
Tatort Dallas – Das Attentat auf John F. Kennedy, bis 22. Febr. 2015
Geheimsache Red Alien – Ein mysteriöser Fund in der DDR, bis 22. Febr. 2015
Das Auge der Nacht – Der Mond, unser geheimnisvoller Begleiter, bis 16. Nov. 2014
Eintritt: Erwachsene 7, Kinder 4,50 Euro

Franz_Michael_klein

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