Nimm 2

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Diese Wanderung hat vieles: Ein Motto („Nimm 2“), Eslohe als Dreh- und Angelpunkt, einen neuen alten Trend sowie ein leider langweiliges Ende.

In Eslohe waren wir erst vor ein paar Tagen, und weil es uns sooo gut gefallen hat, drehen wir hier gleich noch ne Runde. Orientierungsmäßig old school, nach Karte (Franz, aus welchem Jahrhundert?), weil ein Handy samt GPS-Daten noch in einem kleinen Haus in DO-Hacheney liegt. Aber das macht nichts, denn ab und zu bekommen freundliche Schlenderer auch mal Tipps von Einheimischen. Oben vom Henneberg habe man eine wunderbare Aussicht in alle Richtungen, nach Eslohe, Kückelheim, Sieperting, erzählt uns ein Waldarbeiter in ehrenamtlichen Diensten der Kirche. „Es führt nur ein Pirschweg dorthin, man muss ganz fein gucken“, sagt er, und fügt an: „In ein, zwei Jahren wird wieder alles zugewachsen sein.“

Extrafeiner Blick

Wir justieren unseren Blick auf extrafein und höchste Auflösung und stehen alsbald unter der beschriebenen Jägerkanzel. Hat sich was mit Aussicht! Der Henneberg, kahl rasiert durch Kyrill, hat sich bereits wieder einen üppigen Bartwuchs zugelegt. Selbst aus dem Hochsitz heraus sieht man nicht viel mehr. Liegt es möglicherweise auch daran, dass der Siepertinger, von ihm stammt der Tipp, ein naher Verwandter des Wolpertingers ist? Trotzdem freuen wir uns über den kleinen Abstecher.

Tatenlos glücklich herumsitzen

Oberhalb der Rochuskapelle steht eine große Eiche mit aus- und einladenden Ästen, die Beschattung bei Kaiserwetter nehmen wir gerne an und buttern. Es ist schon ein Glück, hier tatenlos sitzen zu dürfen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Das Problem ist nur: Man weiß nie, wann man mit den Nichtstun fertig ist (danke @twitter u.a.).

„Spring!”

Anderen Menschen geht es nicht so gut, und darüber reden wir, Menschen, die uns nahestehen und deren Probleme uns nahegehen. Bei solch grauen Gedanken kommt ein Waldbad gerade recht. That‘s the next big upcoming thing, I tell you. Das Qualitätsjournalismus-Medium „Die Zeit“ hat gerade einen großen Artikel über das Thema veröffentlicht: „Spring!“ Im tiefen Taunus gibt es sogar eine Waldbademeisterin (wäre das auch nicht etwas für Sie, Fritz Eckenga, Waldbademeister? Eey! Nich vonne Äste springen!). Angeblich haben die Japaner den Wald als heilende Medizin (Shinrin-yoku) entdeckt. Dafür können die Deutschen die Erfindung des Waldes als romantischer Sehnsuchtsort für sich reklamieren. Unseres Wissens haben wir uns auf dieschlenderer.de schon mal amüsiert über angeblich trendiges Waldbaden, aber das hindert die Medien nicht, das Thema alle Nase lang wieder hervorzukramen und von Adam und Eva her auszurollen. Dabei bestreiten auch wir die besänftige Wirkung der Natur ganz und gar nicht, deshalb sind wir schließlich jede Woche unterwegs, Wandern fürs Körper- und Seelenheil.

Der Trail gefällt nicht

Teil II der Tour führt aus Eslohe heraus Richtung Bremke. Am Gegenhang schrauben wir uns mühsam hoch, verhauen uns um eine Straße, und müssen vorbei an feixenden, tätowierten Dachdecker-Lehrlingen und -Gesellen. Würden Sie sich von diesen Herren das Heim decken lassen? Nö!

Der Trail gefällt uns überhaupt nicht. Breite Wege, die nach Bremke hinunterführen, auf der Hauptstraße geschäftiger, lauter Auto-Verkehr. Was hat die Leute von Sauerland-Tourismus nur dazu getrieben, diese Wanderung (E4 Eslohe) zu empfehlen? Den Schlenker nach Bremke kann man getrost abklemmen wie einen gereizten Blinddarm. Es sei denn, man will den örtlichen Metzger aufsuchen, um deftig zu jausen. Wollen wir nicht. DieSchlenderer.de bevorzugen hausgemachtes Eis im Esloher Café Kaptein.

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2 Kommentare zu “Nimm 2

  1. Wieder ein herrlich amüsant geschriebener Bericht!
    Ward ihr eigentlich schon mal auf dem „Schwedensteig-Heidenstraße“ (W1) bei Westfeld unterwegs? Den konnte ich bei kalt-windigem Märzwetter genießen und der müsste jetzt bei der saftigen Frühlingsvegetation bestimmt toll sein!

    • Vielen Dank, Aurora! Der Schwedensteig steht ganz oben auf unserer to-do-Liste. Franz ist ebenfalls der Ansicht: Wandern, wenn es richtig grün ist.

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