Alles so adrett hier

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Was würde Nina Hagen begeistert kreischen, käme sie in ihrem Leben einmal nach Eslohe? – Alles so adrett hier (Ich glotz TV)! Eslohe darf mit Schmallenberg zu den Vorzeige-Städten des Sauerlandes gezählt werden. Wir legen mal ne 20-km-Schleife rundherum.

Da fährste ständig durch Eslohe, kennst im Ort die bestens beleumdeten Geschäfte (Café Kaptein, Metzgerei Schulte u.a.) durch unzählige Besuche, und es muss erst ein Dortmunder Wanderer (aka Franz) kommen, der dir die schönsten Seiten des Städtchens zeigt. Das Wetter an diesem Tag? Bilderbuchmorgen nur Hilfsbegriff.

„Pass opp Land un Luie“

Wir schlendern am Esselbach aus dem Ort heraus und orten prompt eine Wasseramsel, die sich manierlich auf einem Stein putzt. Das aufgeweitete und dadurch teils renaturierte Profil des Bachlaufs sorgt dafür, dass die Essel frei Schnauze schlängeln kann. In einem Buchenwald kurz hinter dem Ort pirschen wir uns an ein äsendes Reh heran. Franz schießt Fotos. Wäre er ein Jäger, wir hätten bald einen Braten. Franz meint aber, er könne nur Bilder, schießen müsste ich (hungernd weiter). An der Madonna vom Auwerhan steht ein Spruch opp Siurlänner Platt: „Pass opp Land un Luie un lott nitt vom Wiäge affkummen.“ Joo, bei uns Schlenderern passt Streckendesigner Franz auf, dass wir uns nicht (oft) verirren und das ewige Leben streben wir eh nicht an.

Drinnen liegen bleiche Gebeine

Ein Abstecher zur Knochenmühle in Isingheim muss drin sein. Leider abgeschlossen. Wir linsen durch die Fenster hinein, am Boden liegen bleiche Knochen und Schädel. Ein 70-jähriger Neu-Isingheimer und Ex-Ruhri hat nach nur drei Monaten die Schauze voll vom Esloher Sauerland, will seine Hütte verkaufen und wieder zurückziehen. Wir sagen: Essen ist auch keine Alternative.

Denn das Sauerland zeigt sich an diesem Tag von seiner besten Seite. Die Buchen sind voll ausgetrieben, tragen ein wunderschönes, lebendiges Grün, das trockene Laub zu ihren Füßen duftet in der Sonne nussig nach Eckern und Walnuss. Die Wege sind meist breit, die Aussicht über Wiesen und Wälder ebenfalls, und die Löwenzahndichte pro Hektar exorbitant (nicht vergessen: Stickstoff- bzw. Gülleanzeiger).

Eine Sauerländer Sonnenuhr

Von dem Europawanderweg E1 schwenken wir auf den Franziskusweg ein. Unterbrochen ist er durch acht Motivtafeln, dem Sonnengesang des hl. Franziskus nachempfunden. An einer dieser Tafeln finden wir eine (Sauerländer) Sonnenuhr. Ein Mühlstein aus dem Jahr 1825, der bei Grabungen wiederentdeckt worden war, und ein Stahldreieck dienen als Zeitangeber (MEZ). Nach den Sprüchen auf diesen Tafeln zu schließen, war Franziskus ein Naturmensch vor dem Herrn, und er hat uns auch ein paar sehr gute Gedanken hinterlassen. Wenn sein gesunder Menschenverstand doch nur überall verteilt wäre, diese Welt sähe gerechter und friedlicher aus.

Im Kückelheimer Kirchlein erfreut uns der Anblick der farbigen, leuchtenden Fenster, die die Sonnenstrahlen veredeln. Ein paar Meter weiter vom Kirchlein weg beginnt der Franziskusweg, gekennzeichnet mit einem großen T. Steht für T wie Tau aus dem griechischen Alphabet und für das Taukreuz, das Erkennungszeichen des hl. Franziskus.

Nenn mich Pampel!

Von den Hügeln herab schlendern wir wieder ins Städtchen hinein. Ist echt adrett, Fachwerk hier und da, die Häuser und Anwesen gepflegt, eine gute Gastronomie- und Einzelhandelsstruktur, die Einkaufs-Mall hinter dem Ort wohl ein Zugeständnis an den Zeitgeist. Nahe der Kirche steht das bronzene Denkmal des Pampels, das an das Esloher Original Willi Jungbluth erinnert, einen Schalk des Sauerlandes. Inschrift sinngemäß: Wer mich weiterhin Pampel nennt, den werde ich verklagen. Gezeichnet: Pampel. Humor haben sie also auch noch.

Im Café Kaptein gibt es a) besten Kuchen, oder b) bestes hausgemachtes Eis, oder c) wie Frau Kaptein ergänzt, beides. Nimmt Franz natürlich. Rhabarberstreusel mit Rhabarber-Eis, bestes Brot nehmen wir auch noch mit. Läuft, der Tag!

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