Am Ende: eine Zunge

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Heute gehen wir nur bergauf. Haben wir beschlossen. Die Schinken schmerzen vom Einlaufen am Vortag im Hintersteiner Tal im Allgäu.

Hinterstein, der Name ist quasi Programm: Die felsigen Alpen schmiegen sich förmlich um das Örtchen herum, es liegt hinter sehr hohen Steinen. Der kleine Ortsteil von Hindelang ist gut organisiert. Stündlich fahren Busse in das enge Tal hoch bis zum Giebelhaus unter dem gleichnamigen Gipfel. Franz, Martin and me absentieren uns früher am Jägerhaus und folgen der Route zur Schwarzenberg-Hütte des Deutschen Alpenvereins (DAV).

Wir gehen gaanz laangsam

Gaanz laangsaam, denn der Muskelkater ist schon heftig. Mit Wanderstöcken sieht das Schleichen von der Seite gesehen seehr, seehr seltsam aus. Wandern in Zeitlupe, verharren im Vorwärtsschritt, Franz kann das wirklich ganz gut. Berg-Yoga, Oomm!!, Stab-Wandeln auf hohem Niveau, bis wir den Engeratsgundsee unter dem Kleinen Daumen (2190 m) erreichen. Am Vortag sind wir über das Türle aufgestiegen und haben ihn bereits bewundert. Ein Relikt aus der Steinzeit, wunderschön mit türkisfarbener bis milchigweißer Oberfläche, weil: in der Mitte noch vereist. Die Sonne hat in der Zwischenzeit jedoch ganze Arbeit geleistet, die Eis- und Schneeplacken sind stark abgeschmolzen. „Schön hier, ne!“, meint Franz. Joo, man kann nicht besser klagen.

Wundervolle Schmuckstücke

Überhaupt ist das Koblat-Plateau zwischen Kleiner und Großer Daumen, Wengenköpfen und Nebelhorn mit Wasser, gefroren oder in eiskaltem flüssigen Aggregatzustand, gesegnet. Nach dem Engeratsgundsee folgt auf unserer Wanderung nach Oberstdorf der Laufbichelsee (2012 m) am Fuß des Großen Daumens, dann der kleinere Koblatsee, beide wundervolle Schmuckstücke. Dazwischen liegen, je nach alpiner Erfahrung, ein paar unangenehme Schneefelder, die sich, trotz Junisonne, auch in abschüssigen Lagen gehalten haben. „Kommen Sie vom Giebelhaus und gibt es noch viele Schneefelder?“, fragt uns ein Paar, das aus Richtung Nebelhorn kommt. Kann man so sagen. Mit Wanderstöcken und gezielten Tritten in den Harsch kommen wir an den steilen Stellen jedenfalls gut rüber, können diese Tour aber unter gleichen Bedingungen Familien nicht empfehlen. Trotzdem eiert ein Vater mit seinem ungesicherten Steppke über den Schnee.

Eine überhängende Schneezunge sagt: Ätsch!

Dann schauen wir selbst, hmm, sparsam. Die markierte Route zum Edmund-Probst-Haus unter dem Nebelhorn endet unter einer überhängenden Schneewächte. Wie eine Zunge: Ätsch! Wir schauen uns die Sachlage vor Ort genauer an. Am rechten Rand des Schneebretts zum Fels hin entdecken wir einen schmalen Riss, etwa fünf bis sechs Meter hoch. Begeh-, bzw. kletterbar. Wir fummeln uns problemlos hoch, uns folgen vier Bergsteiger, die zuvor frühzeitig aus dem Hindelanger Klettersteig an den zerklüfteten Wengenköpfen den Notabstieg gewählt haben. „Spektakulär“, sagen sie zum Schneerissklettern. Ja, wenn die das meinen!

Wir schlendern zu unserem „Notabstieg“, der Nebelhornbahn. Schinken schonen, siehe oben.

Franz_Michael_klein

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