Luft unter den Füßen

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Am Campingparkplatz Waldenburger Bucht in Attendorn kann man sich schon mal vorkommen wie in einem falschen Film gelandet: Da düst ein gelbgrüner Bandwurm auf Rädern vorbei, in dem aufgekratzte Menschen sitzen. Sie lassen sich im „Biggolino“ durch die Gegend kurven. Zu der eigentlichen Attraktion, der Aussichtsplattform Biggeblick mit raumgreifender Aussicht über den See und die prächtige Landschaft, kommt man mit diesem Lindwurm der Freude aber nicht hin. Zu steil und man muss schon ein bisschen asten.

„Macht schon was her!”

Aber diese Mühe lohnt! „Macht schon was her“, staunt Franz, der in Dortmund-Hörde leider nur auf den kleinen Phoenix-See gucken kann (dennoch ein Meisterwerk ausnahmsweise gelungener Stadtplanung). An der Hütte des SGV Attendorn ragt eine futuristisch anmutende Stahlkonstruktion am steil abfallenden Hang in Richtung See. Rechts unten liegt die Staumauer, weiter links Neu-Listernohl, ganz links, versteckt, die Waldenburger Bucht, darüber, schnell zu übersehen im üppigen Grün, die Ruine der Burg. Eine sanfte Dünung kräuselt das Wasser, vier Kormorane mit ihren kampfjetförmigen Körpern patrouillieren über das Wasser auf der Suche nach einem Fisch.

Für den „Stern“ ein Traumziel vor der Haustür

Die kreisrunde Konstruktion selbst mit einem mittig angeordneten zigarrenförmigen Pylon sieht aus wie ein Ableger des Raumschiffs Enterprise. Bei Gewitter nicht betreten, warnt ein Hinweisschild. Jo, kann gut sein, dass die spitze Nadel des Skywalks – abends eindrucksvoll inszeniert – als Blitzfang funktioniert. Hier musst Du mal gestanden haben! Der „Stern“ (Nr. 20/2016) zählt die Aussichtsplattform in Attendorn zu den „50 Traumzielen vor der Haustür“. Wer auf dem Biggeblick steht, „dem liegt die Welt zu Füßen“, schreibt der „Stern“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Wir genießen die Luft unter den Füßen auf der Stahlgitterplattform und schnüren zum See hinunter.

Die Staumauer drohte inkontinent zu werden, kleine Risse, Beschädigungen der Abdichtung, und wurde deshalb im Vorjahr renoviert. Betreiber Ruhrverband ließ den Wasserspiegel um 15 Meter absenken, der Biggesee erreichte einen Tiefstand wie sonst nur in trockenen Sommermonaten. Jetzt ist er wieder satt voll. Bei einem Päuschen überträgt sich die schlinzige, meditative Schwere des Wassers auf den Betrachter. Uah, gähn!!

Weiter, immer weiter!

Wir müssen aber weiter, immer weiter (Danke Olli Kahn!), denn uns sitzt die kollektive Warnung von Kachelmann und Deutschem Wetterdienst im Nacken, die fürchterliche Unwetter voraussagen. Leider wissen sie nicht, wo genau es krachen soll.

Franz macht ein kleines Schlupfloch aus, dass uns vom Asphalt auf einen nicht ausgezeichneten Trail oberhalb des Radweges führt. Das dichte Grün von Buchen und Eichen umhüllt uns und Luft, die Wasser schwitzt. Wie wir übrigens auch. Oben auf der Höhe des Kamms, der zwischen Repetal und Biggesee liegt, lichtet sich der Wald und gestattet einen schmalen Blick auf den See. Grün wird zu Blau, und das Blau der Wolken über uns zu Grau.

„Wir wissen alles”, tönt die Stimme aus dem Off

An der Nordhelle schauert es schon heftig und die nassen Vorhänge ziehen herüber. Ist das die Listertalsperre dahinten? „Fragt uns, wir wissen alles“, tönt eine Stimme aus dem Off (Danke, foxisilent und dem Twitterkanal #Sigmarstargast). Genauer gesagt, aus einem Serviceauto des örtlichen Wasserversorgers. „Ja, das ist die Staumauer der Lister“, sagt der freundliche Herr und gibt uns gleich einen Tipp für den Fall, dass wir mal wiederkommen. „Die Lister ist im Sommer immer voll Wasser und schöner als der manchmal überlaufene Bigggesee.“

Und was ist jetzt mit Regen? Gab es auch noch. Ein paar Dröppel, bevor wir wieder am Parkplatz sind. Schrecklicher war die neuerliche Begegnung mit dem mobilen Lindwurm, der voller Menschen durch die Gegend knattert. Seltsam, das, in einer Stadt mit zahlreichen technologischen Weltmarktführern, die vor Kraft und neuen Ideen nur so strotzen.

Franz_Michael_klein

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