Belchen, reloaded

Von Gerald (Text und Fotos) – Die Narzissen blühen schon im Garten, die Meisen inspizieren die Nester. Im Markgräfler Rebland bauen die zurück gekehrten Störche ihre Nester auf den Kirchtürmen und die Kirschen stehen in der Blüte. Und mich zieht’s hinauf auf den Belchen, um zu schauen, ob der Winter den Schwarzwald verlassen hat.*

Unvergessen ist, wie Franz, Mike und ich Ende Januar in einer Gewalttour durch meterhohen Schnee auf den schönsten Schwarzwaldgipfel (1414 m) gestapft sind. Einige Wochen ist das jetzt her. Lange hielt sich dieses Jahr der Schnee im Schwarzwald. Aber seit Anfang März setzt sich der Frühling mehr und mehr durch die burgundische Pforte durch. Sonnenstunden satt seitdem im Breisgau.

Beträchtlicher Schneebruch

Oben sieht alles etwas anders aus. Gleich hinter dem Waldparkplatz von Gresgen liegen die ersten Schneeflächen, die die Sonne vergessen hat aufzulecken. Abgesägte Stämme und Äste rechts und links zeugen davon, dass die schwere weiße Pracht dieses Jahr für beträchtlichen Schneebruch gesorgt hat. Es ist natürlich kein einziger Mensch auf dem einsamen Gebirgsrücken unterwegs, der auf knapp 1000 Höhenmetern dem Belchen entgegenstrebt. Es ist so einsam dort oben, dass einem unwillkürlich die Nachricht einfällt, dass der Luchs wieder da ist. Das wäre es noch: Eine Begegnung mit dieser imposanten Wildkatze.

Die Südflanke ist fast schneefrei

Wie anders der Weg jetzt aussieht im Vergleich zu der Gewalttour mit Mike und Franz. Pass auf! Jetzt hätte ich doch fast den Abzweig verpasst… Nach 10 Kilometern oder 100 Minuten lichtet sich das Gehölz oberhalb von Neuenweg, dem hintersten Ort im Kleinen Wiesental. Wenig später offenbart sich der beste Blick auf den dritthöchsten Schwarzwaldgipfel, den die Kelten nach dem Gott des Lichts, Belenus, benannt haben sollen. Heute macht der seinem Namen aber nicht alle Ehre. Es ist eher dunstig und bewölkt, aber die fast schneefreie Südflanke zeigt, dass die Sonne in den warmen Tagen ganze Arbeit geleistet hat.

Auf dem weiteren Weg folgen die beiden historischen Schanzen aus dem 17. Jahrhundert. Sie sollten die eindringenden Franzosen daran hindern, über den Pass bei Neuenweg vom Kleinen ins Große Wiesental vorzudringen. Es war die Blütezeit des Barock mit ihren kulturellen Glanzleistungen, aber für die einfache Landbevölkerung war es eine bittere, entbehrungsreiche und verlustreiche Zeit.

Das Belchenhaus hat sein „L” verloren

Jetzt geht es bergauf, zwar immer wieder unterbrochen durch Schneefelder, aber nicht so mühsam wie im tiefsten Winter. Ruckzuck steht man oben. Allein. Welch Luxus! Das Belchenhaus hat ein „L“ verloren (Foto) und sieht in dieser Zwischensaison noch etwas verlorener aus. Die Aussicht bleibt begrenzt heute. Aber wie oft schon hat man von hier die Alpen unter dem gleißenden Blau des Firmaments gesehen. Beim Abstieg über den Westkamm zeigt sich noch mehr Schnee, teils knietief. Auch der Schwarzwald hat Felsen. Jeder einzelne hat seinen Namen – wie der Rapsfelsen, benannt nach dem legendären „Rapsraudi“.
Weiter unten dann riecht man es plötzlich. Der Frühling ist in der Luft!

* Hat er nicht, bzw. er ist wieder zurückgekehrt, nachdem Gerald diese Tour unternommen hat. Aktuell (Gründonnerstag) herrscht Schneekettenpflicht für LKW.

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